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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0135
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10.1.5 Nominalsätze mit pw (5.2)

Wie bei den Cleft Sentences steht auch bei diesen Sätzen das Prädikat vorne. Die Bedeu-
tung dessen, was Prädikat ist, wird hier nun aber den Dingen, auf die das Subjekt (pw) hin-
weist (Rückweis oder Attribut), als eine Eigenschaft zugesprochen (5.2.2):
- 3ht pw3h.t n nb=s „ (Wie) ein Acker ist sie (die Frau), nützlich ihrem Herrn."
Dies gilt bis zu einem gewissen Grade auch für die übrigen Sätze mit einem Demonstrativ als
Subjekt
— dp.t mwt nn - nicht: „Dies ist der Geschmack des Todes" (was der Sprecher ja gar nicht
wissen kann) sondern: „Dies ist ein Geschmack nach Tod", nämlich wie der Sprecher sich
das Herannahen des Todes vorstellt, „wie der Tod" (S.2.2.2).
Die Aussage, die der Adverbialsatz leistet, kontrastiert mit dem pw-Satz so:
- *z m mjnjw „Der Mann ist ein Hirte" (der Sprecher ist sicher, daß diesem Mann die Berufs-
bezeichnung o.ä. „Hirte" zukommt). Im pw-Satz hieße es etwa:
— *mjnjwpw z „Der Mann ist wie ein Hirte", handelt wie ein Hirte in dieser oder jener Hin-
sicht - er ist (in der Ansicht des Sprechers) ein „wahrer" Hirte, ob er es nun von berufswegen
ist oder nicht (5.2.2.3). Und so heißt es auch:
— sr pw sr sndw n=f „Der ,wahre' sr ist ein sr, der gefürchtet wird." Nach Ansicht des Sprechers
trägt jemand den Titel sr nur dann zu Recht, wenn er die „Eigenschaften" hat, die das Tragen
des Titels rechtfertigen, nämlich: gefürchtet zu sein. Diese „Eigenschaftsangabe" trifft merk-
würdigerweise selbst dann zu, wenn sie durch ein Personalpronomen gegeben wird:
— jnk pw mdw n=k jmj-r3 pr wr pw sh'j=k „Einer wie ich ist es, der mit Dir redet, und ein
Obergütervorsteher ist es, dessen Du gedenkst!", etwa: Du wagst es, an einen Obergütervor-
steher zu denken, während ich mit Dir rede (5.2.3).
Auch hier bringt der Vergleich die Aussageunterschiede von Cleft Sentence und pw-Satz
zu Tage:
— jn sn.t=f s'nh rn=f „Es ist seine Schwester, die seinen Namen belebt", also: „die Person, die
seinen Namen belebt, ist seine (leibliche) Schwester"; aber
— *sn.t=f pw s'nh rn=f „Eine Schwester von ihm ist, wer seinen Namen belebt", wer das tut,
handelt wie eine Schwester für ihn, ist als seine Schwester zu bezeichnen.
10.1.6 Der „Bedingungssatz" mit jr
Für die Übersetzungspraxis ist im Zusammenhang mit dem sog. Bedingungssatz nur die
Möglichkeit von Interesse, die beiden verschiedenartigen Übersetzungen „Wenn" und „Was
anbetrifft" ineinander überführen bzw. sie auf gleiche (bisher nur vermutungsweise als gleiche
angenommene) Wurzeln zurückführen zu können (6.).
Der auf das Syntagma mit jr folgende Satz ist als ein selbständiger anzusetzen. In fast allen
Fällen ist die Struktur durch eine Rohübersetzung „Was dies anbetrifft (so gilt:) Das und Das"
zu treffen, die dann dem Kontext entsprechend umgeformt werden kann.
- jr zpj jh.t m tm3.wt=s jw=s phr=s „Was anbetrifft, daß etwas in ihrer (der Geschwulst) Tasche
zurückbleibt (so gilt:) Sie kehrt wieder", daraus: „Wenn etwas darin zurückbleibt, kehrt die
Geschwulst wieder."
— jr jrr.w n=f nb phr.t tn... jw=f ndm=f hr '.wj „Was den anbetrifft, dem man dieses Heilmittel
macht ... (so gilt:) Es geht ihm sofort besser"; daraus: „Jedem, dem dies gemacht wird, geht es
gleich besser."

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