Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
EINLEITUNG.

Das fünfzehnte Jarhundert.

ie Kapelle des apostolischen Palastes im Vatican wurde von Papst

-L/ Sixtus IV della Rovere (1471—84), kurz nach seiner Thronbesteigung
gegründet; ein Jahr vor seinem Ableben, am 15. August 1483, dem
Tage der Himmelfahrt der allerseligsten Jungfrau, wohnte er in dem
vollendeten heiligen Hause dem ersten Gottesdienste bei. Als ihr Bau-
meister ist neuerdings ein Florentiner, der den früheren Berichterstattern
völlig unbekannte Giovanni dei Dolci ermittelt worden.

Von jeher ist die Einfachheit, ja Kahlheit des Baues aufgefallen, —
bei einem Heiligtum von diesem Range, unter einem so prachtliebenden
Fürsten und mitten in einer Zeit, die sich für die Wiederherstellerin der
Architektur hielt. Ein länglicher gewölbter Saal, selbst ohne Bezeich-
nung der Seite des Presbyteriums im Grundriss, wie sie die geringste
Dorfkirche hat (und hier ist es der Platz für Papst und Kardinäle);
Wände und Decke wie in gesuchtem Verzicht auf jede Gliederung.

Die Ursache dieser Enthaltsamkeit war schwerlich eine Anwandlung

fj

ascetischer Herbigkeit bei dem dreifachgekrönten Bettelmönch, dessen
Ordensbrüder freilich einst in Italien solche Riesenscheunen für ihre Volks-
predigten aufgebracht hatten. Die Herlichkeiten die die Schöpfung des
ligurischen Pontifex als Hauskapelle des Oberhaupts der Christenheit
kennzeichnen sollten, waren anderen Händen vorbehalten, denen die Bau-
leute blos die Flächen zu stellen hatten; und es wurde dafür gesorgt,
dass ihnen möglichst weiter und freier Spielraum werde. Seit 1481
sah man hier die Maler und Malerschüler eifrig am Werke. Ein Ge-
schichtschreiber der Architektur hat sie mit der Kapelle Heinrich VII
in der Westminster-Abtei zusammengestellt, um seinen Lesern den Kon-
trast des nordischen, rein telefonischen, und des italienisch-malerischen
Geschmacks in der Ausstattung höchstwertiger Monumentalbauten zu
veranschaulichen.
 
Annotationen