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DIE TRAGÖDIE DES GRABMALS.

nicht herausrücken1; er schützt andere Bedenken vor, giebt zu ver-
stehen, dass er (nach den letzten Erfahrungen) wol Grund habe, ehe er
den Beutel wieder aufthue, sich zu vergewissern, dass auch etwas dabei
herauskomme. In der Technik mancher Kunst wol bewandert, glaubt
er zu wissen woran die Unternehmen Michelangelos scheitern. Er
verlangt eine Organisation des Werks, mit Hilfsarbeitern [cli io tro-
vassi degli uomini), einen durchgearbeiteten Plan zum Zweck rascher
Endigung [qualche buona risoluzione da far presto quelle sepolture).
Wir lesen in einem Brief Bandinellis (7. December 1547), dass er
sich beklagte, er habe Michelangelo nie dazu bringen können, große
Modelle herzustellen, daran sei alles gescheitert. Ferner, er will irgend
etwas sehen, etwas fertiges vorfinden. 'Irgend etwas gutes5 [qualcosa di
buono), er schreibt ihm gar nichts vor; und das war es ja grade, was jener
nicht ertragen konnte, dass man ihm Vorschriften machte.

Michelangelo wüste auch recht wol was man ihm vorwarf, und so
ist er bedacht, in jener zwei Jahre später verfassten Schutzschrift gerade
die Punkte als von ihm offeriert zu betonen, die man bisher immer
vergebens von ihm verlangt hatte: Holzmodelle in der Größe des
Denkmals, und darin [di cimaturä) alle Figuren von Thon. Man be-
schwerte sich über seine Unzugänglichkeit gegen Vorschläge und Ver-
handlungen, seine Empfindlichkeit gegen Einmischungen; und nun hört
man, wie er selbst alle denkbaren Modalitäten der Ausführung angeboten
und bestirnte Anweisungen erbeten hat.

1 Der Kardinal verweist ihn an seinen Schatzmeister Buoninsegni, der aber von einer
solchen Kommission nichts weiß; und Michelangelo erklärt ihm auf Befragen: che non

volcvo niente.
 
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