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VORWORT

\ jie hier vereinigten vierundzwanzig Artikel waren im Laufe eines Viertel-
jahrhunderts, seit 1881, in Zeitschriften erschienen. Sie folgen jetzt
in möglichst chronologischer Ordnung, doch hat dem Verfasser bei ihrer
Kntstehung weder ein chronologischer noch sonst ein Plan vorgeschwebt.
Ks sind Nebenproducte von Studienreisen, Geschenke des Zufalls: den
Anstoß gab bald der Reiz eines Fundes, die Aufhellung eines dunklen
Punktes, bald die Einladung zu einem Vortrag, der Wunsch eines Re-
dacteurs.

So hatten sich viele solcher Opuscula verschiedenen Umfangs und Werts
angesammelt, und da nun hie und da nach einem oder andern dieser in
Journalen begrabenen Sachen Nachfrage entstand, so kamen auch aus
Buchhändlerkreisen Vorschläge zu einem zusammenfassenden Neudruck.
Ein Blick auf ihre Liste ergab den Gesichtspunkt für die Auswahl. Die
Mehrzahl waren spanische Reisefrüchte, und diese bezogen sich fast
sämmtlich auf Kunstwerke, ausgeführt von Fremden, auf Spaniens Boden
oder in Italien und Flandern, für dortige Schlösser und Kirchen. Es war
eine Galerie von Gastrollen, aus drei Jahrhunderten, gesammelt ebenfalls
von einem Fremden, der sich der ihm hierbei erwiesenen Gastfreund-
schaft gern erinnert.

Wenn man nun hieraus folgern wollte, das wertvollste oder anziehendste
in jenes Landes Kunstbesitz möge wohl das Importierte sein, so wäre
das doch nicht die Meinung. Eher könnte man sagen, da(3 die Spanier
sich von jeher auf das Gute verstanden haben und es, im Sinne Moliere's,
wo sie es fanden als ihr Gut betrachteten. Daf3 sie auch in den Tagen
ihrer beherrschenden Rolle auf der politischen Schaubühne und selbst im
Besitz einer originellen Kunst, Verständnis für die Erzeugnisse anderer
zum Teil feindlicher Nationen übrig gehabt und mit generöser Bewunderung
nicht gegeizt haben, selbst wo das Fremde ihr Eigenes verdunkeln konnte.
Auch heute wird man dort kaum dem engherzigen Patriotismus begegnen,
der den forschenden Reisenden als Wilderer im eignen Revier nicht mit
Wohlwollen beobachtet.
 
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