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„"pin toter Bischof weckte den schlummernden Streit« — so begann einst
ein geistreicher Kirchenhistoriker die Erzählung der jansenistischen
Bewegung, die bekanntlich durch Veröffentlichung eines posthumen Werkes
des Bischofs von Ypern aufgeregt wurde. Mit einem ähnlichen Wort könnte
man die Geschichte des ersten Auftretens des Italianismus in der Kunst
Spaniens eröffnen.- Als man die Anfänge der modernen Baukunst, der
obra delromano, in Castilien zu ermitteln unternahm, fanden sich drei Werke,
die um die Wende des Jahrhunderts, mitten in der noch allgemein herr-
schenden gothischen und maurischen Formenwelt unvorbereitet die neue
Sprache redeten, und diese Werke waren entstanden unter den Auspizien
eines Mannes, des Don Pedro de Mendoza, in der Geschichte bekannt als
»der große Cardinal von Spanien«. Aber die beiden weitaus wichtigsten in
dieser Trias waren erst nach seinem Tode begonnen worden und selbst das
eine, so er vollendet gesehen, wurde in seiner Abwesenheit ausgeführt.
Nur ihre Idee scheint also sein Eigentum. Diesem Prälaten war auch in
der politischen Welt eine Rolle beschieden unter den Begründern der neuen
Zeit. Sein Leben ging auf und verzehrte sich in den inneren und äußeren
Kämpfen und Transactionen, die damals eine Neugestaltung des Staats her-
beiführten. Es war die Zeit jener erstaunlichen Entfaltung der moralischen
und intellectuellen Kräfte der Nation, in der auch ihr Charakter, wie er von
nun an unverändert blieb, eigentlich geschaffen worden ist. Von dieser
größten Epoche der spanischen Geschichte war er eine pars magna, als
Ratgeber der Herrscher, geistiges Haupt der mächtigsten Familie und In-
haber höchster kirchlicher Würden. Die Wendung von dem entarteten Feu-
dalismus zur Monarchie vollzog sich in seinem Leben, in seiner Ueber-
zeugung, seinen Entschlüssen und Thaten.

Don Pedro Gonzalez de Mendoza war geboren 142N in dem jetzt
verödeten castilischen Städtchen Guadalajara, wo noch heute der von
seinem Neffen Don Inigo Lopez (14G1) erbaute Familienpalast mit dem
weltberühmten patio von dem einst fürstlichen Glänze des längst er-
loschenen Hauses Mendoza erzählt. Die Familie stammte aus den baskischen
Bergen; in der Provinz Alava liegt die Ortschaft Mendoza, was Monte
verde, »grüner Berg« bedeutet. Im Jahre 1475 wurden die Mendoza zu
Herzögen von Infantado erhoben.
 
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