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DES LORENZO SUAREZ DE FIGUEROA

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Aber nahe liegt es, zum Vergleich ein vierzig Jahre späteres Werk
von ihm herbeizuziehen: das Bildnis eines Nachfolgers, ja Verwandten Don
Lorenzo's, des Diego de Mendoza, im Pitti (215), 1541 gemalt. Dies trotz
aller Uebermalungen mit dem unvertilgbaren Gepräge des Meisters ge-
kennzeichnete Gemälde ist gleichfalls in ganzer Figur. Wie Vasari be-
merkt, war dies hier zum ersten male versucht worden, ohne Zweifel
ebenfalls auf Verlangen des Gesandten Carls V.

Welche Wandlung aber ist in jenen vierzig Jahren in der Erscheinung
dieser Herren vorgegangen! D. Diego's Auftreten ist stolz und fast geziert
vornehm; in der Mitte der geräumigen Palasthalle hat er sich breit vor
uns aufgepflanzt, aber sein kalter Blick geht seitab, in die Ferne, an dem
Betrachter vorbei, ihn übersehend. In diesem von nun an stehenden Zug
spiegelt sich die Wirkung der Erbschaft großer Erfolge und der Gewohn-
heit des Gebietens in fremdem Hause auf Selbstgefühl, Charakter und Be-
nehmen.

Hingegen D. Lorenzo giebt sich noch ganz als Mann der alten Zeit,
einer Zeit weltumgestaltender Großthaten, die aber noch nicht großthat.
Seine schlichte, von dem starren Mantel umhüllte Gestalt berührt uns
altvaterisch bürgerlich, wie Holbeins und Bellini's Bildnisse der Großen.
Der unter den schroffen Wölbungen der Brauen vordringende Seitenblick,
später hochfahrend, geringschätzig, ist nur beobachtend, nicht ohne einen
Zug von Schlauheit. Die Stellung hat in ihrer Nachlässigkeit sogar etwas
von Ablehnung repräsentirender Grandezza, z.B. die Art, wie er den
Degen hält, gleich einem Spazierstock, oder wie die übermäßig schweren
Schuhe sich auf der Tafel breit machen dürfen. Auch darin erinnert er
an seinen Lehrmeister Ferdinand, der einmal einen feinen Mann bei Hofe
auf sein königliches Wams aufmerksam machte: »Ausgezeichneter Stoff
das, hat schon drei Paar Aermel ausgehalten.«

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