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TORRIGIANO

2I3

Dagegen nun die geniale Einseitigkeit des Andern. Das Porträt hat
er stets abgelehnt. Nur der Marmor paßt ihm. Mit Ueberschreitung der
Jugendjahre beginnt schon sein Kampf mit der Schwierigkeit zu vollenden.
Er kann die übernommene Aufgabe nur lösen, indem er sie in den Bann
seiner persönlichen Art zwingt. Im Menschenkörper ist ihm die Kunst
beschlossen, selbst die ornamentale.

Freilich, ein Verhängnis blieb doch das »ewige Exil« für Torrigiano.
Er bleibt jenseits der Grenzlinie, wo Michelangelo's alles überragende Größe
beginnt: in der Schöpfung einer eigenen Menschheit, einer neuen Welt.
Angesichts seiner Offenbarungen will es scheinen: Torrigiano hat uns
wenig zu sagen. Hier hört jeder Vergleich auf: Michelangelo gehört eben
zu einer anderen, höheren Ordnung in der himmlischen Hierarchie schöpfe-
rischer Sterblichen.
 
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