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jurchs ganze XVI. Säculum, vom ersten Jahrzehnt bis über das letzte
hinaus, beherrschte die kirchliche Edelmetallkunst Castiliens die Fa-
milie der Arphe, in drei Geschlechtern. Daß der erste von ihnen, Enrique,
aus Deutschland gekommen sei, sagen die Zeitgenossen1), und in einer Frage
wie diese ist das Zeugnis des Spaniers gewiß unverdächtig. Auch ist Arphe
kein spanischer Name, es ist der deutsche Name Harf, Harfe, der vielleicht
von einem Stammhaus mit dem Wahrzeichen der Harfe hergenommen ist;
ein solches Haus ist noch in Straßburg nachgewiesen worden. Er war im
Mittelalter am Niederrhein verbreitet und kommt in den Kölner Schreins-
büchern des XIII. und XIV. Jahrhunderts vor. Man gedenkt hier auch
des alten edlen Geschlechts der Ritter von Harffe, die auf Schloß Harff an
der Erft im Jülicher Land erbgesessen sind. Wer kennt nicht den Ritter
Arnold von Harff, der seine Wallfahrt nach dem heiligen Lande (149Ö bis
1409) selbst beschrieben hat')?

Die Geschichte dieser Künstlerfamilie ist auch dadurch anziehend, daß
sie in so einfachen, typischen Zügen die Wechsel der Kunststile in sehr
bewegter Zeit widerspiegelt. Ihre schallende Thätigkeit galt vorwiegend
einem der spanischen Kirche eigentümlichen Gultusgerät, der Custodie,
also daß die Erzählung ihres Lebens fast in der Reihenfolge der Aufträge
für diese aufgeht. Ein engumschriebener Kreis, wo aber noch andere
Eigenschaften als die Geschicklichkeit des Goldschmieds und Kleinkünstlers
sich zu zeigen hatten. Etwas vom Genie des Architecten und der Er-
findungsgabe des Bildhauers mußte dem Gustodienkünstler zu Gebote
stehen. Mitten in ihre Tage fiel der Wendepunkt der Zeiten, der Fall der
Gothik, das Vordringen der wiederbelebten Formen römischer Baukunst

*) Andres Gomez de Arce, Licentiat
des kanonischen Rechts am Colleg von
-Monte Olivete in Salamanca, hat für das
Buch des Enkels folgende Verse über den
Großvater geschrieben:
Cuius avus quondam Germana sede relicta,
Omine foelici nostras remeavit ad oras,
Ingeniique sui Hesperiis monumentä reliquit.
Cru.v Legione docet, celebris Custodia Christi \

Corporis immensi nomen protendit in aevum.
Ampla Toletani pariter Custodia tetnpli,
Cordubae et illustris testantur; caetera mitto,
Quaeque olim cedro praecellens digna reliquit.
Dum pius ardebat totum se tradere Christo,
Qua micuit virtute dies cum duceret aevi.

2) »Die Pilgerfahrt des Ritter Marli«,
herausgegeben von Dr. E. v. grote. Köln
1860.
 
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