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König Juan II von Castilien

H\ie nahezu fünfzigjährige Regierung dieses Monarchen (1406 bis 1454),
eine Zeit politischer Zerrüttung, hat einen besseren Klang in den
Annalen spanischer Cultur. Der charakterschwache, leichtlebige Herr, der
dem klugen Alvar de Luna die Geschäfte überließ, erscheint hier inmitten
eines castilischen Musenhofes voll erlauchter Namen. Das Wort eines
der Ersten, des Marques von Santillana, gleichsam ein Motto spanischer
Culturgeschichte, «daß noch nie die Wissenschaft das Eisen der Lanze
stumpf machte noch den Degen schlaff in ritterlicher Hand«, — es stammt
aus diesen Tagen. Auch in den Annalen der bildenden Künste begegnet
uns der Name Juan II. Die in der Folge so wichtige Verbindung mit der
Kunst Italiens und Flanderns reicht bis in seine Tage hinauf: was uns
davon berichtet wird, so fragmentarisch es sein mag, macht den Eindruck
eines Präludiums.

Er hat die Ehre gehabt im Leben des Begründers der altflandrischen
Malerschule genannt zu werden; er hat Jan van Eyck in dem Alcazar von
Segovia begrüßen dürfen, und dieser Begegnung verdanken wir vielleicht
eins seiner merkwürdigsten Werke. An diesem Hof bewegte sich hoch-
geehrt, von ihm selbst zum Ritter geschlagen, der Florentiner Fresco- und
Miniaturmaler Dello. Und die Einführung lombardischer Bildhauerwerke
erölfnet er mit dem marmornen Riesenretablo der Karthause von Paular,
verborgen in dem weltabgeschiedenen, von San Ildefonso durch die Sierra
getrennten Thal des Lozoya, dem Escorial des XV. Jahrhunderts. Ihr Bau
war ein Vermächtnis seiner Vorgänger. Heinrich II Trastamare hatte sie,,
zur Sühne seiner Missethaten, an Stelle eines Jagdschlosses errichten wollen;
der Vater, Juan L hatte den Grundstein der Kirche gelegt; aber erst der
Sohn ließ sie, 14^3—41 - von Jcm Baumeister Abderrhaman aus Segovia,
im christlich-maurischen Stil ausführen. Der Altar wurde in Genua be-
stellt, er mißt 11 Meter Höhe bei 9% Meter Breite, und enthält in fünf
Abteilen sechzehn Reliefgruppen in vier Reihen, darstellend die Geschichte
Ghristi, nebst zahlreichen Statuetten, in der Mitte eine große Statue der
Madonna, umgeben von musicirenden Engeln, alles gearbeitet im lom-
bardischen Stil der Frühzeit des XV. Jahrhunderts. Die Ueberführung
 
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