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die leonardesken altargemaelde in valencia

In der Stadt Gandia, in der Pfarrkirche, ist ein dort von jeher ge-
schätztes Altarwerk, acht große und vier kleinere 'Tafeln, nebst Einzel-
riguren in den Seitenrahmen (polseras), eine Stiftung der Borja. Alexander VI
hatte Gandia im Jahre 1485 von König Ferdinand für seine Familie
gekauft; 1499 erhob er die Kirche S. Maria zur Golegiata, und sandte
wertvolle Geschenke an Kirchengeräth. Maria Enriquez, Wittwe des
.lohann von Borja, Herzogs von Gandia und Suessa, und ihr Sohn Johann
erweiterten das Gebäude und übertrugen 1501 dem Maler Pablo de San
Leocadio die Gemälde des Retablo für 30000 Sueldos. Die Gruft der
Stifter liegt vor diesem Altar.

Aus den neuerdings entdeckten Actenstücken geht nun hervor, daß
dieser Pablo mit jenem Pablo Aregio von Valencia dieselbe Person ist.
In dem von Dr. Chabäs mitgeteilten Documente der Seo von 1478 heißt
dieser mestre paido de sent leucadio, alias de Rechi, auch Paulus de Regio;
der Maler von Gandia aber schreibt sich Paulo de Sent Leocadio, lateinisch
Paulus de Sancto Leocadio. Es ist Reggio im Herzogtum Modena gemeint,
nicht Arezzo.

Die Gemälde von Gandia sind rein italienisch. Symmetrische Gruppen
feiner Gestalten, in gemessen würdevoller Haltung, mit dem Ausdruck
eines milden, getragenen Seelenzustandes, kühle, in der Carnation hellgraue,
lila angehauchte Farben, verblasste Lichter in der Gewandung. Die Ge-
schichten bewegen sich vor einer blauen Landschaft, mit sanften Hügeln
zur Seite eines weiten, friedlichen Thaies, wie wir es aus umbrischen Ge-
mälden kennen. Die Zierformen haben den Renaissancestil, aber die goldenen
Heiligenscheine werden noch festgehalten. Die Gemälde, im Totaleindruck
etwas eintönig und matt, gewinnen bei Betrachtung im einzelnen, besonders
der Köpfe, sie lehren uns einen ernsten, gefühlvollen Maler kennen, einen
Geistesverwandten des Perugino. Er malte auch in der Capelle des Palastes
Borja und im Kloster S. Clara zu Gandia.

In der Chronik des Martin de Viciana (1564 gedruckt) ist uns die
Kunde von noch mehreren großen Altarwerken dieses Malers aufbewahrt,
in Castellon de la Plana und Villareal1). Und noch im Anfang des vorigen

') Libro segundo de la chronica de la
inclita y coronada ciudad de Valencia y
de su reino, copilado por Martin de Vi-
cyana. Valencia por juan navarro 1564.

p. 13 (Gandia). El retablo principal
es de Imbccacion de Na Sa. la Madre de
Dios con figuras de muy prima y delicada
labor, e fue hobra del solemne artetice que
conoscimos Maestro Paulo de Santo Leo-
cadio.

Libro tercero etc. p. 132 (villareal) La
Iglesia principal es lo titulo de Santiago
Apostol, con un retablo de muy primo lauor

de mano de Pablo de Santo Leocadio, que
costo de hazer mil y quinientos escudos.

P- 136 f. (Castellon de la Plana);
El retablo principal de la yglesia es el
mayor del reyno, es hermoso y fue labrado
de mano de Pablo de sancto Leocadio
solemne artelice.

Die Bibliographen führen von diesem
äußerst seltenen Werke meist nur den
3. und 4. Band an. Der erste ist wahr-
scheinlich ganz verloren. Von dem zweiten
besitzt die Universitätsbibliothek zu Valen-
cia ein unvollständiges Exemplar.
 
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