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GARCILASO DE LA VEGA

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einer seiner Enkel D. Pedro Laso' de la Vega. Durch die Vermählung
des Gomez Suarez de Figueroa, Herrn von Zafra in Estremadura, mit
jener Elvira, kam der Name auch in dieses Haus. Dessen zweiter Sohn,
D. Pedro Suarez de Figueroa, ein jüngerer Bruder des ersten Grafen von
Feria, war der Vater des Comthurs Garcilaso und Gründer dieser Nebenlinie.
Den ursprünglichen Familiennamen Suarez de Figueroa führte sein Bruder,
jener Gesandte König Ferdinands in Venedig, Lorenzo Suarez de Figueroa.

Das Geburtshaus, der solar der Garcilaso, lag an einer hohen Stelle
des Hügels, den das Häusermeer Toledos bedeckt, in einem alten Adels-
quartier. Navagero giebt uns ein Bild dieser in einem Labyrinth enger
Gassen, ohne Plätze und Gärten, zusammengedrängten, übrigens geräu-
migen Adelshäuser. Auf Grundmauern arabischer, westgothischer, jüdischer
Gebäude erhoben sie sich, nach außen unscheinbar, großenteils von Lehm,
fassadenlos, selbst ohne Balcons, oft nur einstöckig. Das Innere aber
überraschte den Osteuropäer durch die Pracht farbiger maurischer Stuck-
wände, Artesonadodecken und Intarsiathüren (de la\o). Die Zimmer lagen
um den lichtspendenden Corral, bei den anspruchsvolleren mit Marmor-
platten belegt. Heute ist von dem allen wenig mehr übrig; umfangreiche
Klöster, Kirchen, Hospitäler haben sich mit ihren hohen, schwerfälligen,
kahlen Ziegelmauern hierher gepflanzt; ungezählte Häusercomplexe sind
ihnen zum Opfer gefallen.

Der Vater war wohl nur selten hier zu treffen. Er ist früh ins könic-
liehe Haus gekommen, zuerst als maestresala, später als Mitglied des Staats-
rates. Dazwischen hei der Krieg von Granada. Er gehörte zu der aus-
erlesenen, in des Königs politische Künste eingeweihten Schar, die auf
Anlaß von Karls VIII italienischem Feldzug an die Mächte gesandt wurde.
Garcilaso war 1496 bis 1501 Orator bei Papst Alexander VI. Ein wichtiger
Posten, während der Kampf um Neapel tobte; er hatte oft einen harten
Stand und nahm über den alten Herrn im Vatican kein Blatt vor den
Mund. Während dieser Zeit zahlte ihm Federigo von Neapel sechstausend
Ducaten jährlich aus der Dogana. Später nahm ihn der katholische König
mit nach Flandern (1506). Daß er zu Philipp dem Schönen in enge Be-
ziehungen trat und bei des Königs Heimkehr zurück blieb, hat ihm dieser
nie verziehen, er schloß ihn seitdem von seiner privanja aus. Er starb
1512, als der Sohn, unser Dichter, neun Jahre alt war.

Dieser verlebte seine erste Jugend in der Stadt, wo nach dem ein-
mütigen Zeugnis der Spanier stets das reinste, mustergültige Castilisch ge-
sprochen worden ist. Da mit dem siebzehnten Jahre etwa ein unstetes
Leben für ihn begann, wo kaum Zeit mehr war, Latein zu lernen, so
wird seine Einführung in'die humanistisch-klassische Bildung an die Ge-
stade des goldenen Tajo zu verlegen sein. Wohl in keiner Adelsfamilie
war ihre Wertschätzung ächter, jedenfalls älter, als bei den Mendoza's.
Der Name des Marques von Santillana stand hier als leuchtendes Vorbild:
 
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