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GARC1LAS0 DE LA VEGA

das Andenken von dessen Sohn, D. Pedro, dem großen Cardinal von
Spanien (f 1495), war in Toledo noch lebendig.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Familienhauses ist ein großer
Platz, neuerdings Plaza de Padilla getauft. In Garcilaso's Jugendzeit stand
an seiner Stelle der weitläufige Palast des alten Hauses Padilla. Nach
Niederwerfung des Aufstandes der Communen, als Juan de Padilla auf
dem Schaffet geendet, wurde er dem Erdboden gleich gemacht und Salz
auf die Stätte gesät. Der erstgeborene Bruder Garcilaso's, Pedro Laso,
ein Edelmann von altcastilisch-starrem Rechtssinn, im Jahre 1520 von
den mißvergnügten Toledanern als Vertreter ihrer Forderungen an den
König gesandt, war die Seele des Widerstandes bei den Cortes von Santiago
gewesen; er wurde damals Landes verwiesen.

Die Wege beider Brüder gingen weit auseinander. Der jüngere war
ausersehen, den Bahnen des Vaters zu folgen. Karl nahm ihn wohl auf.
Der Siebzehnjährige folgte dem Hofe von Barcelona nach Galicien. Am
26. April 1520 wird er in Coruna zum Contino de su real casa ernannt,
ein Titel Juan II, mit 45 000 Maravedis Einkommen1). Um dieselbe Zeit
begann, wie man glaubt, die für beide so folgenreiche Verbindung mit
Juan Boscan, damals Erzieher des jungen Alba -). Garcilaso diente nun
gegen die Comuneros, dann gegen die Franzosen bei dem Einfall Franz' I
in Navarra. Bei Ohas erhielt er seine erste Blessur. Der zurückgekehrte
Kaiser machte ihn zum gentilhombre en los libros de la casa de Flandes,
am 1. October 1523. Im Jahre 1526 vermählte er sich mit Elena de Zuhiga.
aus einer Familie Navarras, damals Edeldame bei des Kaisers Schwester
Eleonore, Wittwe Emanuels von Portugal, später Königin von Frankreich.
Im selben Jahre, zu Toledo, war es, wo Boscan den Andrea Navagero
kennen lernte. Während des langen Weilens des Hofes in Granada über-
redete ihn der Venezianer, die exotischen Formen und Motive italienischer
Lyrik nach Spanien zu verpflanzen. Boscan, dem als Catalonier das tos-
canische Idiom wohl kaum fremder war als das castilische, ist der Erste
gewesen, der die alte volkstümliche Metrik aufgab. In demselben Jahre
war Baldassare Castiglione als Nuntius in Granada; Boscan übersetzte in
der Folge auf Garcilaso's Drängen seinen Cortigiano.

Mit der Einführung am kaiserlichen Hofe war nun' Garcilaso's Zukunft
unwiderruflich orientirt. Wie fortgerissen von einem mächtigen Strom,
sehen wir ihn fortan in den sich aneinanderkettenden Unternehmungen
Karls V auftauchen. Ein solches wechselvolles Leben entsprach seinem
Drange nach Thaten und Abenteuern, dieser Mitgift von Geburt und Stand,
dem Wunsche nach Kenntnis fremder Länder und Völker, vorzüglich
Italiens. Aber es gab auch Augenblicke, wo das Gefühl der Abhängigkeit

') Vida de Garcilaso, in der Coleccion i NAVARRETE gesammelten Urkunden,

de documentos ine'ditos XVI. 1850, von j -) Las obras de JUAN BOSCAN. William

EUSTAQUIO FERNANDEZ DE NAVARRETE, j I. Knapp, Madrid 1875, p. XI ff.
nach den von D. MARTIN FERNANDEZ DE
 
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