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GARCILASO DE LA VEGA

und Leere über ihn kam; wenn er an sein Haus und an Dona Elena
dachte. Davon erzählen manche in seine petrarchischen Versspiele ein-
schleichende Worte hoffnungsloser Schwermut und Lebensmüde. Wenn
er »zwischen den Waffen des blutigen Mars der Zeit eine kurze Summe
abstiehlt, wechselnd Degen und Feder ergreifend1)«.

»Wie ein gemieteter Söldling gehe ich wohin mich Fortuna, wider
meinen Willen, schickt, — es sei denn zum Sterben, denn da ginge ich
als Freiwilliger« :

Yo, como conducido mercenario,

Voy do fortuna ä mi pesar me envia,

Si no ä morir; que aquesto es voluntario.

Er folgt Karl wieder, als dieser von Barcelona, am 28. Juli 1529, über
Genua zur Krönung in Bologna fährt. Er ist mit bei der Belagerung
von Florenz (1530)-). Im August sendet ihn die Kaiserin an den fran-
zösischen Hof mit Briefen für ihre Schwägerin Eleonore, — eine geheime
Weisung trug ihm Beobachtung der Grenzverhältnisse auf. Im folgenden
Jahre, nachdem er sich in einer Anwandlung von Heimweh vergebens um
einen Posten als Regidor von Toledo beworben, trat er in Beziehungen
zu dem fünfundzwanzigjährigen Ferdinand Alvarez von Toledo, der ihn
lieb gewann und als Begleiter nach Deutschland wünschte. Es galt die
Verteidigung Wiens gegen Soliman. Sehr zur Unzeit kam ein Zwischen-
fall. Kin vornehmes Fräulein, Isabel de la Cueva, Nichte des Herzogs
von Alburquerque, hatte sich gegen den Willen ihrer Verwandten und
des Kaisers mit einem Neffen Garcilaso's trauen lassen; er selbst war einer
der Mitwisser. Verhaftung und Verbannung auf die Insel Schütt war die
Strafe. Er nahm den Denkzettel tragischer als nötig. Er sieht sich »in
Gewalt und Händen eines Mannes, der nach seinen Gelüsten machen
kann, was er will«. »In einer Stunde ist alles vernichtet, wofür mein
ganzes Leben sich verzehrt hat.« Das schrieb er beim Rauschen der Donau,
rio divino, umgeben von einer Stätte ewigen Frühlings und Nachtigallen-
schlag, in der dritten Ganzone.

Die Bitten Don Fernandos erreichten, daii er sich ihm und seinem
Oheim:!) D. Pedro 'de Toledo, Marques von Villafranca, auf der Reise
nach Neapel anschließen durfte. Die zweite Ecloge ist im letzten Teil
dem Preise Alba's gewidmet. Er schildert dessen Schloß Alba de Tormes,
und wie bei seiner Geburt die drei Grazien, in feine Schleier gehüllt, zu-
gegen waren. Der junge Alba machte ihm den Eindruck einer aüßer-

*) Entre las armas del sangriento Marte
Hurte' del tiempo aquesta breve suma,
Tomando ahora Ia espada, ahora la pluma.

-) Damals erhielt er 80000 Maravedis
auf Lebenszeit, alle drei Jahre zahlbar,
ohne Verpflichtung am Hofe zu leben oder

zu dienen. Docum. ine'd. XVI.

3) Nicht Vater des Herzogs Ferdinand
von Alba, wie TlCKNOR angiebt (History
of spanish literature I, 491), sondern der
jüngere Bruder von dessen Vater D. Garcia.
 
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