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garcilaso de la vega

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In diesen dreißiger Jahren mag unser Bildnis entstanden sein, in
Florenz oder Neapel. Besäße man ein Document über die Verleihung
des Alcantara-Ordens, so würde sich die Zeit nach der einen Richtung
hin präcisiren lassen. Garcilaso war den Italienern ebenso sympathisch
wie den spanischen Cavalieren des Hofes. Seine Liebenswürdigkeit,
Lauterkeit, sein feines Benehmen hatten ihm die Herzen erobert. Er
war auch musikalisch, spielte Guitarre und Harfe. Bembo hörte, in der
damaligen Ueberflutung Italiens durch die Spanier sei keiner nach Neapel
gekommen, der so allgemein geliebt und verehrt wurde1). Sein Freund
Alonso Davalos hat manche italienische Maler beschäftigt, außer Tizian
z. B. Luca Penni und dessen Schüler Lionardo genannt II Pistoja. Daß
Bildnisse von ihm in Neapel zurückgeblieben sind, ist wahrscheinlich. Der
Dichter Marini besaß im Anfange des XVII. Jahrhunderts eines in seiner
ansehnlichen Bildnisgalerie, zu der er selbst einen poetischen Gommentar
herausgegeben hat2).

Der unglückliche Einfall des Kaisers in die Provence (1536) ist auch
Garcilaso verhängnisvoll gewesen. Auf dem Wege nach dem Norden, in
Rom, hatte Karl V beschlossen, den Krieg in Feindes Land zu werfen, und
dies förmlich verkündigt. Auf der Strecke von Rom bis Siena und Florenz
war der Dichter in seinem Gefolge. Am 4. Mai erhielt er den Befehl,
Instructionen für Doria und Leiva nach Genua und Mailand zu überbringen.
Er selbst bekam den Posten eines Maestre de Campo. Obwohl es nicht
an Warnungen und schlimmen Ahnungen fehlte, wurde der Zug mit hoch-
gespannten Erwartungen begonnen. Tizian kam Ende Mai in das kaiser-
liche Hauptquartier zu Asti. Er findet seinen Gönner so umdrängt', daß
er mit Mühe eine Audienz erlangt. »Alles macht sich bereit zum
Aufbruch in der Richtung nach Frankreich, voll Thatenlust; man hört
nichts als Trommelschlag.« Die Siegesgewißheit gründete sich darauf, daß
man dem Könige und seinem Heer alsbald zu begegnen hoffte. Aber
auf den Rat des Connetable von Montmorency war strenge Defensive be-
schlossen worden; nach unsäglichen Mühsalen in dem verwüsteten Lande
mußte sich der Kaiser zum Rückzug entschließen. Dabei kam er, vier
Meilen von Frejus, an einem Thurm de Muey vorbei, der von streitbaren
Bauern besetzt war. Der Thurm sollte genommen werden, Garcilaso war
unter den Ersten, die die Sturmleiter erklommen, er hatte nicht Zeit
gehabt sich zu wappnens). Ein Stein traf ihn schwer am Kopf. Der

*) Omnium Neapolitanorum qui te
novissent, sermonibus attestationibusque
confirmari, Iiis temporibus, quibus maxime
Italiam vestrae nationis referserunt, quem
omnes plane homines te uno ardentius
amaverint, cuique plus tribuerint illam ad
Urbem ex Hispania venisse porro nullum.
Bembo an Garcilaso VII. Kai. Sept. 1535.
J*,3

-) La Galeria del cavaliere Marino di-
stinta in pitture e sculture. Napoli 1620,
p. 2 ro:

Del poetico giorno
Aperse al clima ispano i primi albori
II raggio matutin de' miei spendori etc.
") Das Genauere über den sehr ver-
schieder. erzählten Vorfall im Tratado de
 
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