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DIE ANFAENGE DES GRECO

217

Die Gruppe der Maler aus der Tempelreinigung

wollen. Doch wozu diese Vermutungen! Er stand unter dem Eindruck des
Eintritts in Rom, in dem Alter des Heroencultus; und man möchte ihn
nicht für so bornirt halten, daß er gegen die Größe Raphaels schon als
.Jüngling blind gewesen sei.

Das zweite Exemplar der Tempelreinigung ziert die Galerie Cook in
Richmond. Es ist in bedeutend kleinerem Maßstab; in der Composition,
wenn mich das Gedächtnis nicht täuscht, übereinstimmend, aber in einem
anderen an Miniatur streifenden Stil gemalt. In Sättigung und Leuchtkraft
der Farbe, fast bis zum Bunten, in dem emailartig pastosen Auftrag, in
der gediegenen Sorgfalt der Ausführung, ist es unter Greco's Werken ein
Unicum. Die männlichen Körper glänzen wie Bronze, die weiblichen sind
von blendender Weiße. Dabei ist es vorzüglich erhalten, noch in dem alten
geschnitzten und vergoldeten Holzrahmen. Man kann es also wohl das
feinste und Heißigste, doch nicht das Meisterstück Greco's nennen, der
hier sein eigenes Wesen eher verleugnet hat. Es ist bezeichnet:

Die Erklärung giebt sein damaliges Verhältnis zu Clovio und dem
Cardinal Farnese. Er mag jenem anfangs bei seinen Miniaturen behilflich
gewesen sein; vielleicht hat ihm der alte Meister diese Variante als Präsent
und Dank an seinen Gönner, den Cardinal, vorgeschlagen. Die Tafel
erinnerte Jemanden an die bekannte Skizze Michelangelo's, die Marcello
 
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