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Gradmann, Eugen [Hrsg.]; Paulus, Eduard [Bearb.]
Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg (Jagstkreis ; Halbbd. 1): Oberämter Aalen, Crailsheim, Ellwangen, Gaildorf, Gerabronn, Gmünd, Hall — Stuttgart, Esslingen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.19989#0249
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228 Jagstkreis. Oberamt Gaildorf.

bestand der Sage nach ehemals eine Stadt „Raab"; jedenfalls ist es ein alter Straßen-
knotenpunkt.

Aemeinde WnLer^oLb.

Der Pfarrweiler Münster, am Kocher unterhalb der Einmündung der Roth,
ist ohne Zweifel ein uralter Kirchort. Das „Münster", dessen Titelheiliger vergessen
ist, war (bis 1433) Pfarrkirche und (bis 1694) Totenkirche sür Gaildorf und Mutter-
kirche von Schönberg, Sulzbach, Lauffen, Heerberg, Kirchenkirnberg (OA. Welzheim);
ursprünglich vielleicht Taufkirche neben der Michaelsbasilika von Sulzbach. Die
evang. Pfarrkirche steht auf dem einstmals befestigten, erhöhten Friedhof. Schiff
und Chor sind spätgotisch, slachgedeckt (auch der Chor), mit spitzbogigen Pforten und
Fenstern, die Chorsenster auch noch mit Stab- und Maßwerk ausgesetzt. Über der
Westpforte ein Rundfenster. Der Turm nördlich am Chor hat im Erdgeschoß, das als
Sakristei dient, ein Rippenkreuzgewölbe mit dem limpurgischen Wappen im Schlußstein.
Der Turm steigt unverjüngt im Viereck auf und schließt mit einem vierseitigen Zeltdach.
Er hat Gurtgesimse und kleine Fensterschlitze, im vierten Stock romanische Doppel-
öffnungen mit achteckigen Würfelknaufsäulchen, entlehnt vom früheren Bau.

Jm Schiff ist an der Nordseite, der Seitenpforte gegenüber, eine Nische für
den Ölberg, dessen Holzfiguren sich jetzt in der Sammlung des Histor. Vereins zu
Hall befinden. Andere Holzfiguren sind jetzt in Stuttgart (Staatssammlung). Jm
Chor ein Wandtabernakel mit der von Engelchen gehaltenen Voru ieou im Giebel
und den Wappen von Montfort und Limpurg. Jn der Sakristei ein alter Altar,
Ausguß und Wandschrein. Die zwei mittelalterlichen Glocken zeigen beide die
Evangelistennamen in lateinischer Fassung; die Schrift bei der einen reine Majuskel,
bei der anderen mit Minuskeln vermischt, beidemal von Schnüren eingefaßt. Sie
sind demnach wohl dem 14. Jahrhundert zuzuschreiben. Die dritte Glocke hat einen
nicht ganz lesbaren Gießernamen, die Jahrzahl 1727 und den Spruch: leli ruts
äitz I^tzdtzuätzu 2ur Lu886 äitz Dottzu 2ur Hud6.

Neben der Kirche stand früher eine „uralte" Kapelle.*)

Der Hof Kieselberg, auf der gleichnamigen Höhe, war ein Herrenhaus.

Der Weiler Schönberg, im Waldthälchen des Steigersbachs, wo ein Dorf St.
abgegaugen ist, hatte im Mittelalter eine Pfarrkirche, deren Titel unbekannt ist;
vermutet wird St. Martin. (Seine Rechte an die Kirche tritt 1547 Hans Konrad
v. Hirnheim zu Wöllstein an Limpurg ab.)

Gemeinde ^Mo^öenSLeinenbe^g.

Vei Hin ter-Steinenberg stand eine Burg, ursprünglich Reichsgut in
Weinsbergischem Besitz.

Jm Weiler Kapf, der aus einer Kuppe über dem Leinthal liegt, stand noch
1674 eine Marienkapelle, die von einem Peter von Kapf zu Ende des 15. Jahr-
hunderts gestiftet sein soll. Bei Kapf gab es 1251 eine „Eisenmühle" und giebt es
einen „Hüttenbühl". Auch in Nardenheim war eine Kapelle.

*) Jn dem Geschirrschuppen an der östlichen Kirchhofsmauer sind gotische Fensterteile ver-
mauert. Darunter ist ein Gewölbe, zugänglich durch eine Offnung im Fußboden, vielleicht ein
altes Beinhans. _
 
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