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I. ALTE DRUCKE — HANDSCHRIFTEN
(Manuskripte)
Initiale. 1 Vorbl., 187 Textbll. (22 gez., z.T. außerdem sign. Lagen). Fol. 312:210mm.
Ungebunden. (3500.—)
Der wohl in einem Frauenkloster geschriebene Codex enthält die erste Hälfte (Distinctio I—VI) der
kulturgeschichtlich wertvollen Sammlung von Wundergeschichten und Anekdoten des bekannten Zister-
ziensers Caesarius von Heisterbach (gest. ca. 1240). Die Worte „monasterii Heysterbacensis" auf Bl. lr
(oben, zwischen den Spalten) sind nicht als Besitzvermerk aufzufassen, sondern als spätere Ergänzung
(XV. Jh.) der ursprünglichen Aufschrift „Incipit Dyalogus miraculorum quem compilavit nonnus Caesa-
rius monachus". — Einige Bll. fleckig, letzte Lage lose.
26 —■ Gebetbuch (Passion) der Gräfin Magdalena Montfort, geb. Gräfin Öttingen-Waller-
stein. Deutsche Handschrift auf Papier a. d. J. 1518. 8°. 2 BH. Umschlag, 34 Bll. Mit
2 ganzseit. u. 65 halbblattgr. Zeichnungen des Meisters I=t-E. Auf Schlußblatt Wappen
Montfort-Öttingen. Pp. 1 (6O00.—)
Schöne u. interessante Bilderhandschrift aus der Werkstatt eines bisher unbekannten Meisters der Boden-
seegegend, mit starkem Einschlag der Donauschule.
Besonders bemerkenswert die beiden Umschlagbll., die ikonographisch eine Einheit bilden: In den Ecken
die 4 Evangelistensymbole, in der Mitte des rechten Bl. (Vorderdeckel) im Dreipaß Maria mit Kind,
Maria mit dem Leichnam Jesu (Pietä) u. Anna selbdritt. Im Unterrand die Anbetung der 3 Könige aus
dem Morgenland.
Auf dem linken Umschlagbl. (Riickdeckel) Gregorsmesse mit verschiedenen mystisch-symbolischen
Darstellungen.
Die 65 halbblattgr. Illustrationen der Passionsgeschichte zeichnen sich durch derb realistische Dar-
stellung aus, die z. T. auch von großem kulturhistor. Interesse sind.
Eine Eigenart unseres Künstlers bilden die vielfach starken Verkürzungen. Das Kolorit der mit Feder
angelegten Zeichnungen besteht meist aus einfachen Farben, die flächig nebeneinander gesetzt sind.
Das Monogramm des Künstlers findet sich an 3, die Datierung 1518 an 2 Stellen.
Der Text, der ,,lxv kurtze gebett über die lxv artickell deß lydens" des Herrn enthält, ist sauber u.
leicht lesbar in spätgot. Minuskel geschrieben. Durchgehend rubriziert.
Die Hs. ist vollständig u. abgesehen von kleinen Beschädigungen der ersten beiden Bll. (Ursprüngl. Um-
schlag) recht gut erhalten.
Das Gebetbuch wurde für die Gräfin Magdalena von Montfort (geb. 1473 als Tochter des Grafen Ludwig
von Ottingen-Wallerstein) verfertigt, die bereits im Jahre 1485 im Alter von 12 Jahren dem Grafen
Ulrich VI., dem Schönen, von Montfort zu Tettnang zur Ehe versprochen wurde.
27 — (Gmund am Tegernsee) Saal-Büchl d. Kirche zu Gmund. Hs. aufPerg.
u. Pap. vom^ J. 1450 m. spät. Nachträgen. 4°. 25 Bll. 193:137 mm. Org.-Pgt. (900.—)
Heimatgeschichtlich wertvolle Hs. mit e. Verzeichnis der Lehen, Pacht- u. Kirchenäcker u. ihrer Erträge
u. d. sonstigen Einkünfte d. Kirche zu Gmund. Der ursprüngl. Teil auf Perg. (Bl. 1—13) ist lt. Aufschrift
1450 angelegt u. systematisch nach d. Lage d. Aecker geordnet; darin spätere Zusätze, bes. über Tausch-
aktionen mit d. Kloster Tegernsee. Der 2. Teil auf Pap. (Bl. 14—25) enthält Nachträge verschied. Art u.
Jahreszeichnungen d. Kirchenpröpste bis 1480. Die ganze Hs. bietet eine Fülle von alten Flur- u. Familien-
namen aus dem Tegernseer Winkel. — Von bester Erhaltung.
28 — Johannes Petrus de Ferrariis Papiensis. Practica nova iuris. Pap.-Hs. von 1458,
in italianisierender Schrift v. e. Deutschen geschrieben; 2 Kol. Am Anfang 1 gr. mehr-
farb. Initiale, im Text einfarb. Minuskeln, abwechselnd rot u. blau. Gr.-Fol. 230 Bll.
389:276 mm. Br. Ldrbd. d. 18. Jhs. (800.—)
Diese Practica (Savigny VI, 486, Schulte II, 294) ist eine Slg. von Mustern jurist. Schriftsätze mit aus-
führl. Erläuterungen; begonnen lt. Prol. im J. 1400. Auf Bl. 178 ist der Raum für d. Arbor affinitatis leer
gelassen. Am Schluß Sachregister, wie in den meisten Drucken (Hain 6984 fr.). Auf Bl. 219r die Sub-
scription; Anno dorn. M°cccc°lviij° nona die Aprilis hora xxij Per me Theodericum etc.
clericum Monasteriensis diocesis. Die gr. Anfangsinitiale stammt jedoch offensichtlich
von derselben Hand wie der Buchschmuck des 2. Bds. des Augustinus. De civitate dei (Nr. 23 dieses Kat.).
Auf Bl. lr am Rande der Besitzvermerk: Ferdinandus L. B. äPlettenberg, Nordtkirchen. — Bestens
erhalten; Einbandleder etwas lädiert.
29 — Hagiographisch-legendarische Sammlung. Perg.-Hs., um 1200 in d. Lütticher Diö-
zese von mehreren Händen geschr.; 2 Kol., rubriziert, rote u. grüne Initialen. Fol.
137 Bll. 290:205 mm. Ungebunden. (4800.—)
Der interessante u. wertvolle Codex ist für die Tischlektüre einer kirchl. Korporation hergestellt, wie die
Betonungs-Accente zeigen. Er enthält 23 Texte der geistl. Unterhaltungsliteratur,
darunter einige Seltenheiten. Auf Bl. lv Register des XIII. Jhs., mit dessen ursprüngl. Text der
Inhalt der Hs. übereinstimmt, während die beiden dort nachträgl. (im XIII. u. XV. Jh.) notierten Stücke
(Passio b. Georgii; Bernardus de preeepto et dispensacione) in der Hs. jetzt fehlen. Unterhalb des Reg.
radierter Besitzvermerk.
Inhalt: 1) 2r—5v Narratio s. Jeronimi de captivo monacho (Migne PL 23, 55 ff.). 2) 5v—8r De
muliere, cuius corpus defunetum malignus Spiritus induit (Sollerter omnique prospectu cunetis mortali-
bus ., . .). 3) 8r—9r De presbytero Flandrensi, cui in celebratione misse sacramentum disparuit
(In Flandrensi provintia fuit quidam presbyter . . .). 4) 9r—llr Qualiter in monte Gargano M y c h a e 1 i s
archang. memoria cepit haberi (Bibl. Hag. Lat. 5948). 5) llr—12r De muliere malefica. cuius corpus
defunetum demones violenter abstulerunt (In A n g 1 i a quiddam contigit non superno . . ). 6) 12r—13v
De duobus clericis sodalibus, quorum unus alteri post obitum suum apparuit (Quoddam miraculum quod
in Nannetis civitate contigit . . .). 7) 13v—17r De Megetia que meritis b. Stephani mirabiliter
I. ALTE DRUCKE — HANDSCHRIFTEN
(Manuskripte)
Initiale. 1 Vorbl., 187 Textbll. (22 gez., z.T. außerdem sign. Lagen). Fol. 312:210mm.
Ungebunden. (3500.—)
Der wohl in einem Frauenkloster geschriebene Codex enthält die erste Hälfte (Distinctio I—VI) der
kulturgeschichtlich wertvollen Sammlung von Wundergeschichten und Anekdoten des bekannten Zister-
ziensers Caesarius von Heisterbach (gest. ca. 1240). Die Worte „monasterii Heysterbacensis" auf Bl. lr
(oben, zwischen den Spalten) sind nicht als Besitzvermerk aufzufassen, sondern als spätere Ergänzung
(XV. Jh.) der ursprünglichen Aufschrift „Incipit Dyalogus miraculorum quem compilavit nonnus Caesa-
rius monachus". — Einige Bll. fleckig, letzte Lage lose.
26 —■ Gebetbuch (Passion) der Gräfin Magdalena Montfort, geb. Gräfin Öttingen-Waller-
stein. Deutsche Handschrift auf Papier a. d. J. 1518. 8°. 2 BH. Umschlag, 34 Bll. Mit
2 ganzseit. u. 65 halbblattgr. Zeichnungen des Meisters I=t-E. Auf Schlußblatt Wappen
Montfort-Öttingen. Pp. 1 (6O00.—)
Schöne u. interessante Bilderhandschrift aus der Werkstatt eines bisher unbekannten Meisters der Boden-
seegegend, mit starkem Einschlag der Donauschule.
Besonders bemerkenswert die beiden Umschlagbll., die ikonographisch eine Einheit bilden: In den Ecken
die 4 Evangelistensymbole, in der Mitte des rechten Bl. (Vorderdeckel) im Dreipaß Maria mit Kind,
Maria mit dem Leichnam Jesu (Pietä) u. Anna selbdritt. Im Unterrand die Anbetung der 3 Könige aus
dem Morgenland.
Auf dem linken Umschlagbl. (Riickdeckel) Gregorsmesse mit verschiedenen mystisch-symbolischen
Darstellungen.
Die 65 halbblattgr. Illustrationen der Passionsgeschichte zeichnen sich durch derb realistische Dar-
stellung aus, die z. T. auch von großem kulturhistor. Interesse sind.
Eine Eigenart unseres Künstlers bilden die vielfach starken Verkürzungen. Das Kolorit der mit Feder
angelegten Zeichnungen besteht meist aus einfachen Farben, die flächig nebeneinander gesetzt sind.
Das Monogramm des Künstlers findet sich an 3, die Datierung 1518 an 2 Stellen.
Der Text, der ,,lxv kurtze gebett über die lxv artickell deß lydens" des Herrn enthält, ist sauber u.
leicht lesbar in spätgot. Minuskel geschrieben. Durchgehend rubriziert.
Die Hs. ist vollständig u. abgesehen von kleinen Beschädigungen der ersten beiden Bll. (Ursprüngl. Um-
schlag) recht gut erhalten.
Das Gebetbuch wurde für die Gräfin Magdalena von Montfort (geb. 1473 als Tochter des Grafen Ludwig
von Ottingen-Wallerstein) verfertigt, die bereits im Jahre 1485 im Alter von 12 Jahren dem Grafen
Ulrich VI., dem Schönen, von Montfort zu Tettnang zur Ehe versprochen wurde.
27 — (Gmund am Tegernsee) Saal-Büchl d. Kirche zu Gmund. Hs. aufPerg.
u. Pap. vom^ J. 1450 m. spät. Nachträgen. 4°. 25 Bll. 193:137 mm. Org.-Pgt. (900.—)
Heimatgeschichtlich wertvolle Hs. mit e. Verzeichnis der Lehen, Pacht- u. Kirchenäcker u. ihrer Erträge
u. d. sonstigen Einkünfte d. Kirche zu Gmund. Der ursprüngl. Teil auf Perg. (Bl. 1—13) ist lt. Aufschrift
1450 angelegt u. systematisch nach d. Lage d. Aecker geordnet; darin spätere Zusätze, bes. über Tausch-
aktionen mit d. Kloster Tegernsee. Der 2. Teil auf Pap. (Bl. 14—25) enthält Nachträge verschied. Art u.
Jahreszeichnungen d. Kirchenpröpste bis 1480. Die ganze Hs. bietet eine Fülle von alten Flur- u. Familien-
namen aus dem Tegernseer Winkel. — Von bester Erhaltung.
28 — Johannes Petrus de Ferrariis Papiensis. Practica nova iuris. Pap.-Hs. von 1458,
in italianisierender Schrift v. e. Deutschen geschrieben; 2 Kol. Am Anfang 1 gr. mehr-
farb. Initiale, im Text einfarb. Minuskeln, abwechselnd rot u. blau. Gr.-Fol. 230 Bll.
389:276 mm. Br. Ldrbd. d. 18. Jhs. (800.—)
Diese Practica (Savigny VI, 486, Schulte II, 294) ist eine Slg. von Mustern jurist. Schriftsätze mit aus-
führl. Erläuterungen; begonnen lt. Prol. im J. 1400. Auf Bl. 178 ist der Raum für d. Arbor affinitatis leer
gelassen. Am Schluß Sachregister, wie in den meisten Drucken (Hain 6984 fr.). Auf Bl. 219r die Sub-
scription; Anno dorn. M°cccc°lviij° nona die Aprilis hora xxij Per me Theodericum etc.
clericum Monasteriensis diocesis. Die gr. Anfangsinitiale stammt jedoch offensichtlich
von derselben Hand wie der Buchschmuck des 2. Bds. des Augustinus. De civitate dei (Nr. 23 dieses Kat.).
Auf Bl. lr am Rande der Besitzvermerk: Ferdinandus L. B. äPlettenberg, Nordtkirchen. — Bestens
erhalten; Einbandleder etwas lädiert.
29 — Hagiographisch-legendarische Sammlung. Perg.-Hs., um 1200 in d. Lütticher Diö-
zese von mehreren Händen geschr.; 2 Kol., rubriziert, rote u. grüne Initialen. Fol.
137 Bll. 290:205 mm. Ungebunden. (4800.—)
Der interessante u. wertvolle Codex ist für die Tischlektüre einer kirchl. Korporation hergestellt, wie die
Betonungs-Accente zeigen. Er enthält 23 Texte der geistl. Unterhaltungsliteratur,
darunter einige Seltenheiten. Auf Bl. lv Register des XIII. Jhs., mit dessen ursprüngl. Text der
Inhalt der Hs. übereinstimmt, während die beiden dort nachträgl. (im XIII. u. XV. Jh.) notierten Stücke
(Passio b. Georgii; Bernardus de preeepto et dispensacione) in der Hs. jetzt fehlen. Unterhalb des Reg.
radierter Besitzvermerk.
Inhalt: 1) 2r—5v Narratio s. Jeronimi de captivo monacho (Migne PL 23, 55 ff.). 2) 5v—8r De
muliere, cuius corpus defunetum malignus Spiritus induit (Sollerter omnique prospectu cunetis mortali-
bus ., . .). 3) 8r—9r De presbytero Flandrensi, cui in celebratione misse sacramentum disparuit
(In Flandrensi provintia fuit quidam presbyter . . .). 4) 9r—llr Qualiter in monte Gargano M y c h a e 1 i s
archang. memoria cepit haberi (Bibl. Hag. Lat. 5948). 5) llr—12r De muliere malefica. cuius corpus
defunetum demones violenter abstulerunt (In A n g 1 i a quiddam contigit non superno . . ). 6) 12r—13v
De duobus clericis sodalibus, quorum unus alteri post obitum suum apparuit (Quoddam miraculum quod
in Nannetis civitate contigit . . .). 7) 13v—17r De Megetia que meritis b. Stephani mirabiliter