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Valdenaire, Arthur
Große deutsche Kunstausstellung für freie und angewandte Kunst, Karlsruhe 1923: amtlicher Führer — Karlsruhe: Chr. Faaß, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.67856#0009
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Karlsruhe und die
Große Deutsche Kunstausstellung
1923
Der Gedanke, anläßlich der Feier des 290jährigen Gründungsfestes
der Stadt Karlsruhe in einer großen Kunstausstellung ein umfassendes
Bild des deutschen Kunstschaffens zu geben, hatte im Jahre 1916 bei der
ungeheuren Bedeutung der weltgeschichtlichen Ereignisse des Krieges auf-
gegeben werden müssen. Mehr noch als durch die schwere Not jener Zeit
war mit dem Ausgang des Krieges dieser Plan, wie überhaupt jede
freiere Entfaltung des deutschen Kunstlebens in Frage gestellt. Ls hat
sich indessen gezeigt, daß, je härter die dem deutschen Volk durch die
politische Lage auferlegte Drangsal ist, das Geistige von einer um so
höheren Schwungkraft beseelt zu werden scheint. Wenn daher Karlsruhe,
diese junge Stadt der südwestdeutschen Grenzmark aller Ungunst der
Gegenwart zum Trotz es unternommen hat, in einer Ausstellung ein
Dokument der modernen deutschen Kunst aufzustellen, so bekundet dies
Unternehmen ohne Zweifel den ungemein starken Willen zur Kunst,
welcher der regsamen Kllnstlerschaft und dem kunstsinnigen Bürgertum
Karlsruhes von jeher eigen war. Diese Ausstellung soll beweisen, daß
deutsches Schaffen trotz Not und der Ungunst der Zeit ungebrochen lebt,
sie soll ein Wahrzeichen deutschen Kunstlebens im besten Sinne sein.
Die Stadt Karlsrrche, eine der ersten Kunststädte Deutschlands und
der Sitz einer hoch angesehenen Kunstschule, blickt auf eine bedeutungs-
volle, künstlerische Tradition zurück. Ihr Stil war zuerst durch die Zweck-
bestimmung der Stadt als Residenz und durch ihre straffe architektonische
Anlage, eines der schönsten städtebaulichen Symbole fürstlicher Selbst-
herrlichkeit, bestimmt und trug zur Zeit der Stadtgründung ein durchaus
höfisches Gepräge im Sinne des auf fürstliche Repräsentation und Ele-
ganz eingestellten Barocks. Die Künstler jener Zeit, die ganz unter der
architektonischen Idee der Karlsruher Schloßanlage standen, waren die
Architekten Friedrich von Batzendorf und Wilhelm Jeremias Müller, der
Maler Joseph Melling und der Bildhauer Ignaz Längelacher. Als dann
um 1800 das mündig gewordene Bürgertum Erbe der höfischen Kultur
 
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