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Kautzsch, Rudolf
Die romanischen Dome am Rhein — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 44: Leipzig: Verlag von E. A. Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.55553#0005
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Von den Domen, die das Zeitalter der Karolinger am
Rhein errichtete, hat sich keiner erhalten: wir kön-
nen unsere Betrachtung erst mit den Überresten der
ottonischen Zeit beginnen. Da steht sowohl in Worms
wie in Mainz, dort am Westchor, hier am Ostchor des
Doms, ein Turmpaar, das mit seinen ältesten Teilen
bis in diese Frühzeit hinaufreicht (Abb. 10 und 18).
Außerordentliche Mauerstärken, die rauhe, aber hand-
werklich tüchtige Ausführung, eine schlichte Gliederung
der Flächen durch ganz einfache, aber großformige
Pilaster kennzeichnen eine ungelenke, aber unleugbar
mächtige Kunst. In Worms läßt sich nur der Grundriß
der zugehörigen Kirche (um 1015) noch annähernd fest-
stellen: er muß sich mit dem Grundriß des heutigen
Domes im ganzen gedeckt haben (Abb. 14 a). In Mainz
gestatten weitere Überreste, den ganzen Dom (975 bis
1036) wenigstens in den Hauptmassen zu rekonstruieren
(Abb. la und b). Der Grundplan weist eine große Regel-
mäßigkeit auf: das — übrigens westliche — Querhaus
ist ebenso breit wie das Mittelschiff des Langhauses.
Das Vierungsquadrat gibt die Maßeinheit. Vier solcher
Quadrate bilden das Mittelschiff, eins den Ostchor, je
anderthalb die Querhausflügel; die Seitenschiffe haben
die halbe Breite des Mittelschiffs. Ähnlich Worms; ja
hier treffen wir auch schon das lateinische Kreuz im
Osten. Das alles ist nicht zufällig so. Die ottonische
Baukunst, darin wie in allen Hauptstücken Erbe und
Vollenderin der karolingischen, sucht den gestaltlosen
unfaßbaren Raum der srühchristlichen Basilika zu schlie-
ßen, zu formen, zu gliedern, übersichtlich und faßbar
zu machen, Raumgruppen zu bilden und mit alledem
des Raumes Herr zu werden. Der frühchristliche Gegen-
satz zwischen dem Langhaus (dem Weg) und dem Chor
(dem Ziel) wird abgeschwächt, ja aufgehoben: wir haben
zwei Chöre, die Westseite ist nicht mehr Eingangsseite.
Das Ganze zerfällt in drei Raumgruppen, von denen

B. D. K. 44
 
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