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für gesellige Unterhaltung und gegenseitiges Zusammentreffen,
und es gab deren überall in Griechenland, wo die Privatwoh-
nungen wenig Geräumigkeit für diese Zwecke darzubieten
pflegten. Die delphische Lesche war von den Knidiern mit
?wei grossen reichhaltigen Gemälden von der Hand des P o -
lygnotos (Zeitgenossen des Kimon und Perikles) beschenkt
worden, von denen das eine zur Rechten die Zerstörung
Trojas und die Abfahrt der Griechen, das andere zur Linken
die Unterwelt darstellte, zu der Odysseus hinabgestiegen, um
die Seele des Tiresias zu befragen. Für ein Meisterwerk galt
die Kassandra, die gemalt war, wie sie in den Tempel der
Minerva geflüchtet und dort vom lokrischen Ajax sammt dem
heiligen Holzbilde der Göttin, das sie umklammert hält, zu
Boden gerissen, vor der wilden Begier des Siegers in Scham
und Zorn jungfräulich erröthet"35).
Das Theater grenzt unmittelbar an den heiligen Bezirk
— um mich der Worte des Pausanias56) zu bedienen, die es
unbestimmt lassen, ob die Umgrenzungsmauer desselben das
Theater ein- oder ausschloss. Der Scharfsinn neuerer Kritiker
ist auf Ersteres gekommen, während die Bestimmung des Thea-
ters zur Aufnahme einer grossen Volksmenge, die beim Zu-
und Abströmen durch den heiligen Bezirk die Kostbarkeiten
desselben der Beschädigung aussetzte, mir letzteres wahrschein-
licher machen. Ulrichs fand davon noch im Verhältniss zu
der übrigen Verwüstung bedeutende Ueberreste: eine hohe
Mauer mit vielen Inschriften bedeckt, jetzt die innere Wand
eines Stalles. Das Halbrund ist überall mit Häusern verbaut
und nur einige von den obersten Sitzstufen liegen frei und
lassen schliessen, dass das Theater zu den schönsten und
grössten in Griechenland gehörte. Der innere Raum ist fast
ganz verschüttet.
Jedenfalls ausserhalb des heiligen Bezirkes, wie ich mir
vorstelle, an dem vorüberführenden, steilen Wege zum Stadium
und in der Nähe des Theaters, vielleicht gerade vor dem-
für gesellige Unterhaltung und gegenseitiges Zusammentreffen,
und es gab deren überall in Griechenland, wo die Privatwoh-
nungen wenig Geräumigkeit für diese Zwecke darzubieten
pflegten. Die delphische Lesche war von den Knidiern mit
?wei grossen reichhaltigen Gemälden von der Hand des P o -
lygnotos (Zeitgenossen des Kimon und Perikles) beschenkt
worden, von denen das eine zur Rechten die Zerstörung
Trojas und die Abfahrt der Griechen, das andere zur Linken
die Unterwelt darstellte, zu der Odysseus hinabgestiegen, um
die Seele des Tiresias zu befragen. Für ein Meisterwerk galt
die Kassandra, die gemalt war, wie sie in den Tempel der
Minerva geflüchtet und dort vom lokrischen Ajax sammt dem
heiligen Holzbilde der Göttin, das sie umklammert hält, zu
Boden gerissen, vor der wilden Begier des Siegers in Scham
und Zorn jungfräulich erröthet"35).
Das Theater grenzt unmittelbar an den heiligen Bezirk
— um mich der Worte des Pausanias56) zu bedienen, die es
unbestimmt lassen, ob die Umgrenzungsmauer desselben das
Theater ein- oder ausschloss. Der Scharfsinn neuerer Kritiker
ist auf Ersteres gekommen, während die Bestimmung des Thea-
ters zur Aufnahme einer grossen Volksmenge, die beim Zu-
und Abströmen durch den heiligen Bezirk die Kostbarkeiten
desselben der Beschädigung aussetzte, mir letzteres wahrschein-
licher machen. Ulrichs fand davon noch im Verhältniss zu
der übrigen Verwüstung bedeutende Ueberreste: eine hohe
Mauer mit vielen Inschriften bedeckt, jetzt die innere Wand
eines Stalles. Das Halbrund ist überall mit Häusern verbaut
und nur einige von den obersten Sitzstufen liegen frei und
lassen schliessen, dass das Theater zu den schönsten und
grössten in Griechenland gehörte. Der innere Raum ist fast
ganz verschüttet.
Jedenfalls ausserhalb des heiligen Bezirkes, wie ich mir
vorstelle, an dem vorüberführenden, steilen Wege zum Stadium
und in der Nähe des Theaters, vielleicht gerade vor dem-