Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Adamy, Rudolf
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Oberhessen: Kreis Friedberg — Darmstadt, 1895

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.18723#0039
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BUTZRACH

2/

spitzbogigen Fenstern und hohem Dache versehen, macht dieser Vorbau den
Eindruck eines Querhausflügels.
Die Fenster des Langhauses (Fig. 15), welche in den Seitenschiffmauern
und in kleinerer Gestalt an der Westseite angebracht sind, sind spitzbogig gleich
denen des Chores; ihr Maasswerk ist jedoch ausgebrochen und die meisten der
heute vorhandenen Spitzbogen sind, wie sich aus dem Absatz an ihren Kämpfer-
linien und aus der gleichmässig ebenen Behandlung ihrer Wandungen gegenüber
den unter ihnen beßndlichen ergiebt, später eingesetzt. Das spitzbogige Haupt-
portal der Westseite aus Lungenbasalt hat mit Kehlen und Wülsten prohlirte
Wandungen; hier hat sich noch das steinerne Weihwasserbecken erhalten. Krag-
steine, die südlich von dem Portale über ihm angebracht sind, lassen darauf
schliessen, dass hier ein Vorbau vorhanden gewesen ist, der vielleicht als Schutz
für ein kirchliches Bildniss diente. Das Portal der Südmauer, dicht an dem
Vorbau gelegen und gleichfalls aus Lungstein, ist gleich dem Hauptportale
gestaltet. Ein drittes, kleineres spitzbogiges Portal aus Lungsteinen befindet sich
an der Nordmauer nahe der westlichen Ecke.
Das hat aussen einen Sockel mit Schräge, der sich auch
um den spätgothischen Vorbau zieht. Die vier Strebepfeiler setzen zweimal ab, unten
mit einem sich rings um den Pfeiler ziehenden Wasserschlagprofile, oben mit einem
solchen an der vorderen Fläche. Die Abdeckung der Pfeiler besteht über der
schrägen Fläche vorn aus einem Satteldach mit einem umrahmten Giebel, unter dem
das Wasser des Daches in einer nach vorn weit vorspringenden schlichten Rinne
aus Stein abtäuft. Das vierjochige Seitenschiff ist mit vier Dächern überdeckt,
die umrahmte und von einer spitzbogigen Fensteröffnung durchbrochene Steingiebel
haben, deren Firste je eine Doppelkreuzblume aus Stein tragen.
Auch das Aeussere der drei Choranbauten (Fig. 16) lässt keinen Zweifel darüber,
dass der Mittelchor der älteste ist. Einander nahe liegenden Bauzeiten gehören die
beiden Seitenchöre an. Der südliche Seitenchor hat einen Sockel mit einer Kehle
zwischen zwei schmalen Schrägen und ein Hauptgesims aus einer Hohlkehle zwischen
Wulst und Schräge. Die Strebepfeiler sind ähnlich denen des Langhauses gebildet;
nur befanden bez. befinden sich an den Fusspunkten der Giebelchen zwei
Wasserspeier aus Stein, die als Thiere oder krabbenartig gestaltet sind. Unter
den Fensterbänken ist ein Wasserschlag angebracht. Am ersten Strebepfeiler
des Chores befinden sich in Relief zwei Wappen, das Eppenstein'sche und das
Münzenbergische (Fig. 17). Das erstere fanden wir auch am Schluss-
steine des nördlichen Chores. Die Schildform jener Wappen
entspricht der Zeit um 1470.
In der Südmauer ist ein aussen mit Stich-, innen mit Spitz-
bogen überdecktes Porta) angebracht, das an der Innenfläche mit
sich durchkreuzendem Stab werk umrahmt ist. Neben diesem AY$-. jy.
Portal ist aussen ein Lämmchen aus Lungstein eingemauert,
welches wohl noch aus romanischer Zeit stammt. Ein zweites Portal dieses Chores
ist in der nördlichen Apsismauer neben dem Mittelchor angebracht. Es ist an der
Aussenseite mit einem Profile aus zwei Hohlkehlen zwischen einem bimförmigen und
 
Annotationen