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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0096
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78

EHEMALIGER KREIS WIMPFEN

f}et[bronn vnb IDimpffen gefcbeben ben 26. 2XprtIts anno Salutis \622. IDelcfyes
5p errngem ©ebechtnos von feinem frl. i}r. brobet 3ob?ann (öeorgen r>on Hotenfjcin
5ü HentoeinStorff cnb (Ebelsbad} itnne ift £?ter t>ffgericht tporben. — 10) An der
Gedenktafel des Pfarrfyerrn 3o£?ann ©corg (ölocfer, f \65^, bemerkt man in der
Ausführung ähnliche Gegensätze wie beim Abicht-Epitaph: Der malerische Theil ist
ebenso seltsam wie künstlerisch geringwertig, während die Ornamentation, insbe-
sondere die Puttenköpfe und Arabeskenzüge, von plastischem Geschick Zeugniss
geben. — Die Erhaltung dieser für die Ortsgeschichte wie für den Kunstbetrieb der alten
freien Reichsstadt im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts erheblichen und keineswegs
gleichgiltigen Gedenktafeln verdient alle Anerkennung. Um so bedauerlicher ist es,
dass den liegenden Grabsteinen und Grabplatten, welche vor der Erneuerung der
Kirche Ende sechziger Jahren den Fussboden des Komplexes der drei Schiffe in be-
trächtlicher Anzahl und unmittelbar über den Sepulturen bedeckten, nicht die gleiche
Pietät zu theil geworden ist.*)
Beichtstuhl Zum Schluss unserer beschreibenden Inventarisirung der evangelischen Pfarr-

kirche möge ein in der Sakristei befindliches liturgisches Mobiliarstück genannt sein,
das in Gestalt eines Ehrensitzes sich aufbaut und auf den ersten Blick die Bestimmung
eines Chorsiedeis für die den Gottesdienst leitenden Geistlichen zu haben scheint.
Bei näherer Prüfung stösst der Betrachter auf folgende Widmungsinschrift: EjeiT
3ofyann Zlllbertt peretjrt biffen Beichtftull Himo \700 ben 30. 3cmuartt, ein zeugen-
hafter Beleg für die Fortdauer der Ohrenbeicht bei der Wimpfener evangelischen
Pfarrgemeinde im Beginn des vorigen Jahrhunderts. An der Attika der von Pilastern
flankirten Rücklehne liest man die Bibelstelle: (£tn:e fey ©Ott 3n 6er £)Öb,e, lucee 2.

— Zwei andere Bibelverse auf der Vorderseite des Beichtstuhles lauten: Pfallm 32 V 5
3<ä? fprach 3<f? bem Jjerrn meine über Crettuug Sefennen. Da nergabeftu ZTCir
bie mifjcbatt IHeiner fünben. — (Sott fei ZTTtr Sünber genebig lucee \8. (Eapitel.
Dabei steht das in den Psalmen Davids und im Propheten Habakuk öfter vorkommende,
einen Ruhe- oder Schlusspunkt der Diction bedeutende Wort: Seid.

KALV ARIENBERG
KREUZIGUNGSGRUPPE UND UMGEBUNG

Der die Stadtkirche umgebende ehemalige Begräbnissplatz oder Kirchhof ist
jetzt als freie baumbepflanzte Anlage eingeebnet und hat in Folge dieser Veränderung

— abgesehen von den in die Aussenseiten des Gotteshauses eingemauerten Grab-
steinen (s. o. S. 45, 46 u. 47) — nur noch wenige Zeugen seines früheren Denkmäler-
bestandes aufzuweisen. Darunter befindet sich ein künstlerisch hochbedeutsames

• Hauptwerk der Steinplastik, eine Kreuzigungsgruppe, von welcher leider zu beklagen
ist, dass sie minder durch die Wirkungen der Zeit, als vielmehr durch schmachvolle
rohe Zerstörungslust profanirt, verstümmelt und dadurch ihrer ursprünglichen Voll-
ständigkeit und Schönheit beraubt wurde. — Die Ausschmückung christlicher Fried-

:) Näheres hierüber in v. Lorent's Wimpfen a. N., S. 200, Anmerkung I.
 
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