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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0178
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WIMl'KKN A. B.

irv.5

Mittelalter. Noch im Jahre 1425 wurde der rothe Thurm »6er DOtt Bilfingen turn«
nach einer Familie dieses Namens, und der blaue Thurm »6cr fyofyc tum« genannt.

Die Notwendigkeit zweier Bergfriede innerhalb des Gebietes der Kaiserpfalz
und zwar an deren Ost- und Westseite ergab sich aus den Bodenverhältnissen des
langgestreckten Bergrückens, welche die Gesammtumschau über Stadt und Land von
einem einzigen Punkte erschwerten. Dieser Umstand drängte naturgemäss auf die
Anlage zweier Wartthürme hin, deren Aufgabe theils in der ungehemmten Be-
herrschung des Neckarlaufes, theils in der allseitigen Beobachtung der Zugänge von
Stadt und Burg und deren Angriffsfronten bestand.

Fig. 76. Wimpfen a. B. Kaiserpfalz. Rother Thurm.

Der östliche, rothe Thurm (Fig. 76) ist mit den übrigen Palatialbauten Rüther Thurm
gleichaltrig und sonach um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts entstanden. Die
ältere Ansicht, welche den Ursprung des rothen Thurmes auf Grund seiner mit
Schlagrändern versehenen Buckelquadern in die Zeit der Römerherrschaft gesetzt,
verlor alle Geltung, nachdem kunsthistorisch erwiesen war, dass diese Mauertechnik
auch im frühen Mittelalter in Uebung gestanden und während der romanischen
Stilepoche jenseits wie diesseits der Alpen besonders in der Wehrarchitektur Ver-
wendung gefunden hatte.

Das Auftreten der Gothik verringerte zwar die Vorliebe für diese Mauer-
technik, jedoch ohne dieselbe — wie mitunter irriger Weise angenommen wird —
aus der cisalpinischen Baukunst des späten Mittelalters gänzlich zu verdrängen.
 
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