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Schäfer, Georg
Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen: Inventarisirung und beschreibende Darstellung der Werke der Architektur, Plastik, Malerei und des Kunstgewerbes bis zum Schluss des XVIII. Jahrhunderts: Provinz Starkenburg: Ehemaliger Kreis Wimpfen — Darmstadt, 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.18713#0280
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EHEMALIGER KREIS WIMPFEN

strebenden Abtheilungen. (Fig. 150.) Aufbau und Einzelformen des zierlichen Heilig-
thums — über dessen liturgische Bedeu-
tung bereits anlässlich der Beschreibung
des in der Stadtkirche zu Wimpfen am
Berg befindlichen Sakramentshäuschens
das Nähere (s. S. 27) gesagt wurde —
weisen vom Basament bis zur krönen-
den Kreuzblume auf die Entstehung
um die Wende des 15. und 16. Jahr-
hunderts hin. Kenner halten das Ma-
terial für eine Tuffsteinart, ein Umstand,
woraus auf die Herkunft des Denk-
males aus der Werkstatt der gleich-
altrigen und aus gleichem Gestein be-
stehenden Kreuzigungsgruppe zu Wim-
pfen am Berg (s. S. 79) geschlossen
werden könnte. Der Fuss des Sakra-
mentshäuschens besteht aus einer Plin-
the, über welcher fünf achteckige La-
gen verjüngter Stabdurchkreuzungen
pyramidalisch zu einem von feinen
Rundstäben flankirten Pfeiler über-
leiten. Der Pfeiler fungirt als Träger
einer ausladenden Deckplatte, auf wel-
cher das Sacellum steht, worin die
h. Eucharistie aufbewahrt wird. Wie
Spitzenwerk hängt vom vermittelnden
Simszug eine luftige Dekoration ver-
schlungenen naturalistischen Gezweiges
mit drei Wappenschilden der Stifter
herab. Die gekreuzten Lilien im Felde
des einen Schildes deuten auf die Fa-
milie Derer von Venningen; das Flü-
gelpaar des zweiten Schildes kenn-
zeichnet das Geschlecht Derer von
Nippenburg; der dritte Schild ist leer
geblieben. Auf dem Simsrand lagern
die Reliefgestalten dreier Bestien, de-
ren Deutung als gierige Hunde einer
Strophe aus dem eucharistischen Hym-
Fig. 150. Wimpfen im Thal. nus Lciuda Sio/l des h. Thomas von

Ritterstiftskirche St. Peter. Sakraments- Aquino entspricht, dessen Inhalt in

der plastischen Symbolik der Sakra-
mentshäuschen bald mit bald ohne Worte vielfach wiederkehrt. Die Strophe lautet:
 
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