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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,1): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Wertheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.1371#0207
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i88

KREIS MOSBACH.

Grafen von
Löwenstein-
Wertheim

Fig. 69): 1) Königstein, Löwe, 2) Rochefort, Adler, 3) Wertheim, 4) Eppstein, drei
Sparren, 5) Stolberg, Hirch als Mittelschild, 6) Breuberg, Querbalken, 7) Münzenberg,
halbirt, 8) Wernigerode, Forellen, 9) Mark, Schachbalken, und wird von drei Helmen
mit Schmuck bedeckt: 1) Eppstein, einfacher Pfauenschweif, 2) Stolberg, Pfauenschweif
mit Straussenfedern zur Seite, 3) Wertheim-Breuberg. Von diesen Einzelwappen sind
nur die beiden nachstehenden von Interesse, weil sie als Besitzwappen der Stolberg'schen
d. h. Mark-Rochefort'schen Erbgüter in das spätere Löwenstein-Wertheim'sche Gesammt-
wappen Aufnahme gefunden haben: Rochefort, Rother Adler in Gold, und Mark, ein
in zwei (auch 3 und 4) Reihen roth und silbern geschachter Querbalken in Gold.

Das älteste bekanntgewordene Wappen des dritten, durch den Sohn des Pfalz-
grafen Friedrich I. geschaffenen Löwenstein'schen Geschlechtes erscheint auf
einem leider beschädigten Siegel an einer Urkunde von 1484 (Klüber a. a. O. p. 363 ff.
Beil. IV Abbild.). Dasselbe hat die Umschrift: »S Ivdewich' v. beiern herr zu scharpfen-
eck« und zeigt einen quadrirten Schild mit den bayerischen Wecken (in 1, 4), und
dem aufrechten gekrönten Löwen von Scharfeneck (in 2, 3). Der Helmschmuck ist nur
unvollkommen sichtbar; neben dem wachsenden Scharfenecker Löwen erkennt man zur
Rechten ein Beilartiges Werkzeug, zur Linken einen halben Adlerflug. Eine Deutung
dafür ist noch nicht gegeben und dieser Mangel ist geeignet, Zweifel an der Zuverlässig-
keit des Klüber'schen Bildes oder gar an der Echtheit des Siegels zu wecken.

Durch Maximilian I. unter dem 27. Febr. 1494 zum »Grafen von Löwenstein«
ernannt, erhielt genannter Graf Ludwig I. zugleich das Recht, »der Grafen von Löwen-
stein, so . . . abgestorben sind, erblich Wappen und Kleinode neben weiland der Herrn
von Scharpfeneck Wappen und Kleinode zu gebrauchen« (Klüber a. a. O., pag. 359 ff.),
nachdem er von dem Pfalzgrafen Philipp im Jahr 1476 die Herrschaft Scharfeneck und
im Jahr 1488 die Grafschaft Löwenstein als Territorialbesitz zugewiesen erhalten hatte.
Das Scharfeneck'sche Wappen ist ein aufgerichteter silberner Löwe in Roth, das Löwen-
stein'sche (nach Grünenbergs Wappenbuch v. 1483, Taf. 84 b.) ein linksseitiger schrei-
tender rother Löwe auf blauer dreilappiger Unterlage in silbernem Felde mit gleichem
Helmschmuck. Dieser älteren, dem kaiserlichen Briefe entsprechenden, Zusammen-
stellung begegnet man auch noch verhältnissmässig spät (z. B. auf dem Thaler von 1623,
Nr. 13, Fig. 69), nur dass dann der Löwensteiner Löwe rechtsseitig und auf drei (oder
mehr) natürlichen Felsspitzen schreitend dargestellt und als aufgelegtes Mittelschild die
bayerischen Wecken (blau in Silber) hinzugefügt sind.

Mit dem Entstehen des eigentlichen Grafenhauses Löwenstein-Wertheim unter
Ludwig H. (s. oben S. 181) gestaltet sich die Wappenzusammenstellung so, dass in dem
quadrirten Schilde in 1 der eben geschilderte Löwensteiner Löwe auf Felsspitzen, in 2
Wertheim, in 3 Scharfeneck, in 4 Breuberg und als Mittelschild die bayerischen Wecken
auftreten, während dasselbe von 3 Helmen bedeckt ist, mit den Zierden: der auf Fels-
spitzen schreitende Löwe für Löwenstein in der Mitte, der Wertheimer Halbadler mit
Breuberger Fähnchen zur Rechten und der wachsende Löwe zwischen geschlossenem
Flug für Scharfeneck zur Linken. Ein schönes und zugleich ältestes Beispiel hiefür
bietet der ehemals am Spital angebrachte Wappenstein von ca. 1600 (s. unten).

In der Folge führte die allgemeine Neigung der Zeit zu einer immer reicheren
Ausgestaltung der Wappen und sie wurde hier noch durch die Spaltung des Gesammt-
hauses in die zwei Linien unterstützt. Gemeinsam ist Beiden die Aufnahme einer gol-
 
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