Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0032
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

KREIS MOSBACH.

Glocken
WirthsschUd
Egenburg

Grenzstein

Ueber dem Haupteingange Nische mit Kruzifix. Das Schiff flach gedeckt, Chor gewölbt.
Geringe Stuckverzierungen an Decke und Fensterleibungen. Die barocken Altäre
(Hochaltar und zwei Seitenaltäre), neuerdings restaurirt und mit modernen Oelgemälden
versehen, sind ohne Kunstwerth.

Die drei Glocken von 1676, 1684 und 1794.

Schönes, barockes WirthsschUd von Schmiedeisen am Gasthaus zum Storchen.

In der Nähe von Gerchsheim stand die Egenburg, von der nur noch Grund-
mauern vorhanden sind.

An der Landesgrenze alter säulenförmiger Grenzstein mit dem kurmainzischen
Wappen und der Aufschrift: Maintzisch Waidt Zent Zoll Wildban Hohe und
Niedere Oberhoheit.

GERLACHSHEIM

Schreibweisen: Gerlagesheim 1209, Gerlacheshein 1232, Gerlaisheim 1245, Ger-
lahisheim 1281, Gerlosheim 1346, Gerlichssheim 1439, Gerletzheim 1454.

Litteratur: H. Bauer, Das Kloster Gerlachsheim, in Zeitschr. f. d. wirtemb.
Franken, Band V (1859) S. 68; Benvenut Stengele, Das Kloster Gerlachsheim, im
Diözesanarchiv von Schwaben 1895, Nr. 12.

Das Dorf Gerlachsheim gehörte zur Herrschaft Zimmern-Luden. Von den Herren
von Rineck und Hanau erwarb Elisabeth, Wittwe Gottfrieds von Hohen-
lohe, Tochter des Grafen Boppo von Wertheim, zwei Drittel mit allen Rechten,
um sie i. J. 1319 dem Kloster in Gerlachsheim zu schenken. Nach und nach
gelangte dieses in völligen Besitz, der dann im XVI. Jh. auf Würzburg überging.
Schirmherr des Dorfes und Klosters mit landesfürstlicher Obrigkeit war die Herrschaft
zu Lau da (zuletzt Würzburg). Die geistliche Obrigkeit besass Mainz, sie wurde aber
unter Bischof Julius i. J. 1585 ebenfalls an Würzburg abgetreten. 1803 wurde Gerlachs-
heim Eigenthum des Fürsten von Salm-Krautheim, der im Kloster zu Gerlachs-
heim residirte und 1838 seine Standesherrschaft an Baden verkaufte. Dieses hatte seit
1806 bereits die Landeshoheit ausgeübt. Eigener Adel von Gerlachsheim seit 1221.

Das Nonnenkloster S. Mariae in Gerlachsheim verdankte seine ersten
urkundlich erwähnten Schenkungen Siboto von Zimmern. Es waren Güter, die diesem
entweder vorher gehörten oder die er eigens zu diesem Zwecke n 97 erwarb. Mit ihm
betheiligten sich an der Gründung die Eltern Sibotos von Luden, deren Vergabung
letzterer 1209 vor dem Bischöfe Otto von Würzburg bestätigte. Die hierüber aus-
gestellte Urkunde ist in einer Weise gehalten, dass sie einem Stiftungsbriefe gleicht. ])
Als Ort des Klosters wird darin Lützelluden (genau unterschieden von Oberlauda) genannt,
das später auch unter dem Namen Kleingerlachsheim erscheint und auf dem rechten
Tauberufer bei dem jetzigen Bahnhofe Gerlachsheim gelegen war (beim Eisenbahnbau
wurden grosse Mauerreste aufgedeckt). Desshalb erhielt das Kloster den Namen des

*) Im Pfarrarchive zu Gerlachsheim befindet sich ein Ms. des P. Christ. Hönninger p. t. prior
Cellae Dei superioris ord. Praem., betitelt: Protocollum circa recuperationem monast. Gerlachsh.
Praemonstr. vom Jahre 1745, in dem der Sage zufolge König Pipin als Gründer des damals in
Lauda befindlichen Klosters genannt wird.
 
Annotationen