KREIS MOSBACH.
Das Aeussere des Gotteshauses (s. Fig. 69) steht in seiner Schmucklosigkeit in
keinem Verhältniss zum Reichthum des Innern. Das Bruchsteinmauerwerk ist unverputzt,
Gliederungen und Zierathen sind aufs Aeusserste beschränkt. Die oben beschriebenen
Ueberreste des alten gothischen Baues am nördlichen Querschiff und nördlichen Thurm
fallen dem aufmerksamen Beschauer unschwer als solche ins Auge, der auch sofort
erkennen wird, dass das in den nördlichen Querflügel führende reiche Portal in seinen
Renaissance-Formen weit vor den Neubau des beginnenden XVIII. Jhs. zurückweist,
also ebenfalls ein Rest der älteren Kirche ist, und zwar des von Meister Hans Hess
(s. oben) ausgeführten Erweiterungsbaues vom Jahre 1626, wie aus den Akten unzweifelhaft
hervorgeht. Unsere Abbildung (Fig. 68) macht eine nähere Beschreibung überflüssig.
Auf den ersten Blick möchte es scheinen, als ob der überhohe Fenster-Aufbau mit den
unvermittelt angebrachten und schwer lastenden Seiten-Voluten ursprünglich nicht zu dem
Fig. 64. Stuckdetails atts der Walldürner Kirche.
in kleinerm Massstabe durchgeführten untern Theile gehöre; Material, Technik und Stein-
metzzeichen
$
V
bezeugen das Gegentheil. In der Cartouche des Schluss-
steins das Mainzer Rad. Beiderseitig neben dem Portal sind die vermauerten Spitzbogen-
fenster des altern Baues an den Gewändsteinen noch deutlich erkennbar. Das gothische
Kaffgesims, in das die Fenstersohlbank auslief und das sich nach der Mitte zu am
Renaissance-Portal todtläuft, kröpft sich an der Ecke um die Strebepfeiler herum. Der
Aufsatz des Barock-Mauerwerks auf das ältere gothische Mauerwerk beginnt oberhalb der
Strebepfeiler, die sich als Eckpilaster bis zum Dachgesims fortsetzen. Am Thurme hört
das alte Mauerwerk erst viel höher auf, nämlich dicht unter dem zweiten Gurtgesims.
Auch hier die zugemauerten ehemaligen Schall-Fenster noch erkennbar.
Die Westfront enthält als Hauptschmuck gleichfalls ein grosses Barock-
Portal, den Akten zufolge ein Werk der Steinhauer Joh. und Joseph Will zu
Klingenberg, die i. J. 1723 dafür 340 fl. ausbezahlt erhalten. Die im Korbbogen
geschlossene Thüröffnung wird von je einer toskanischen Säule vor einem entsprechenden
Rustica-Pilaster flankirt und von einem gebrochenen Giebel bekrönt, in dessen Mitte sich
eine leere Muschel-Nische mit Segment-Giebel darüber erhebt. Als Urheber der kleinen
Reiterstatue des Kirchenpatrons, die zuoberst thront, erscheint in den Akten der erwähnte
Das Aeussere des Gotteshauses (s. Fig. 69) steht in seiner Schmucklosigkeit in
keinem Verhältniss zum Reichthum des Innern. Das Bruchsteinmauerwerk ist unverputzt,
Gliederungen und Zierathen sind aufs Aeusserste beschränkt. Die oben beschriebenen
Ueberreste des alten gothischen Baues am nördlichen Querschiff und nördlichen Thurm
fallen dem aufmerksamen Beschauer unschwer als solche ins Auge, der auch sofort
erkennen wird, dass das in den nördlichen Querflügel führende reiche Portal in seinen
Renaissance-Formen weit vor den Neubau des beginnenden XVIII. Jhs. zurückweist,
also ebenfalls ein Rest der älteren Kirche ist, und zwar des von Meister Hans Hess
(s. oben) ausgeführten Erweiterungsbaues vom Jahre 1626, wie aus den Akten unzweifelhaft
hervorgeht. Unsere Abbildung (Fig. 68) macht eine nähere Beschreibung überflüssig.
Auf den ersten Blick möchte es scheinen, als ob der überhohe Fenster-Aufbau mit den
unvermittelt angebrachten und schwer lastenden Seiten-Voluten ursprünglich nicht zu dem
Fig. 64. Stuckdetails atts der Walldürner Kirche.
in kleinerm Massstabe durchgeführten untern Theile gehöre; Material, Technik und Stein-
metzzeichen
$
V
bezeugen das Gegentheil. In der Cartouche des Schluss-
steins das Mainzer Rad. Beiderseitig neben dem Portal sind die vermauerten Spitzbogen-
fenster des altern Baues an den Gewändsteinen noch deutlich erkennbar. Das gothische
Kaffgesims, in das die Fenstersohlbank auslief und das sich nach der Mitte zu am
Renaissance-Portal todtläuft, kröpft sich an der Ecke um die Strebepfeiler herum. Der
Aufsatz des Barock-Mauerwerks auf das ältere gothische Mauerwerk beginnt oberhalb der
Strebepfeiler, die sich als Eckpilaster bis zum Dachgesims fortsetzen. Am Thurme hört
das alte Mauerwerk erst viel höher auf, nämlich dicht unter dem zweiten Gurtgesims.
Auch hier die zugemauerten ehemaligen Schall-Fenster noch erkennbar.
Die Westfront enthält als Hauptschmuck gleichfalls ein grosses Barock-
Portal, den Akten zufolge ein Werk der Steinhauer Joh. und Joseph Will zu
Klingenberg, die i. J. 1723 dafür 340 fl. ausbezahlt erhalten. Die im Korbbogen
geschlossene Thüröffnung wird von je einer toskanischen Säule vor einem entsprechenden
Rustica-Pilaster flankirt und von einem gebrochenen Giebel bekrönt, in dessen Mitte sich
eine leere Muschel-Nische mit Segment-Giebel darüber erhebt. Als Urheber der kleinen
Reiterstatue des Kirchenpatrons, die zuoberst thront, erscheint in den Akten der erwähnte