Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,3): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Buchen und Adelsheim (Kreis Mosbach) — Tübingen [u.a.], 1901

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1388#0199
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


AMT ADELSHEIM

OSTERBURKEN.

I9I

Kanzel

Seitenaltäie

hauses belassen worden ist. Am Schlussstein der Eingangsthür findet sich nämlich die
Jahreszahl 1588. Der aus dieser Zeit stammende Theil reicht aber nur bis zu dem
Gurtgesimse, also bis auf etwa zwei Drittel der jetzigen Höhe. Der obere Aufbau
stammt aus dem Jahre 1731 (Jahreszahl an einem Quader der südlichen Ecke), das
Zwiebeldach wohl aus noch jüngerer Zeit. Das Mauerwerk verputzt, an den Ecken
Quader; Thür und Fenster rundbogig, ohne alle Kunstformen.

Aus dem altern Gotteshause ist die hölzerne Kanzel erhalten, eine etwas charakter-
lose Barockarbeit ungefähr aus der Zeit, in der der Thurm erhöht worden ist (s. oben).
An der Brüstung sind der h. Kilian und die Evangelisten in Nischen zwischen gedrehten
Säulen aufgestellt, kleine Figuren von massigem Werth. (Der Säulenfuss modern.)
Der Schalldeckel in seiner streng klassizistischen Formgebung scheint etwas jünger
zu sein.

Die beiden barocken Seitenaltäre stammen aus Mergentheim. 1854 erworben
und 1868 restaurirt. Es sind flotte dekorative Arbeiten gewöhnlichen Schlages.

Der hübsche alte Taufstein (r. S.) in einfacher gothischer Formgebung stammt Taufstein
ebenfalls noch aus der altern Kirche.

Von den Glocken ist die grösste, ein wahres Prachtstück, laut Umschrift von Glocken
Adam Roth i. J. 1732 gegossen und mit dem Wappen des Mainzer Erzbischofs
Philipp Karl von Elz (1732 bis 1743) verziert.

Die beiden kleineren Glocken stammen noch aus gothischer Zeit und sind älter
als der Thurm, in dem sie jetzt hängen. Die grössere, von 1407, trägt in guten
gothischen Minuskeln die Umschrift: Ijllf marta * atltia (sie!) • üiü • 111 • tttt • Uli ♦
die kleinere ist undatirt. Ihre Umschrift lautet: Ijl'lf * mana *****

Die am westlichen Ende der Stadt gelegene 5. Wendelins-Kapelle ist unter Bischof Kapeile
Johann Bernhard von Würzburg i. J. 1746 aus den Mitteln der Bürgerschaft gestiftet
worden. Ueber dem einfachen Portal die Jahreszahl 1747. Neuerdings restaurirt, leider
auf Kosten des Barock-Charakters. Der Grundriss bildet ein Octogon, das möglicher-
weise auf altern Fundamenten ruht, wenn auch über dem Boden nichts davon zu ent-
decken ist. Aeusseres und Inneres gleich schmucklos. Grosse Rundbogenfenster in
jeder Seite. In der Mitte des durch eine Empore beeinträchtigten Raumes ein einfacher
Holzständer zur Stütze der Balkendecke, über der das achtseitige Zeltdach mit einem
Glockenthürmchen als Abschluss aufsteigt.

Von der Ausstattung ist nur der Altar in Rococo-Formen zu erwähnen, der einen
leider durch moderne Bemalung entstellten hübschen Aufbau zeigt, mit je zwei Barock-
figuren (S. Johannes Nep., S. Josephus, S. Wendelinus und S. Aloysius) gewöhnlichen
Schlages zur Seite.

Auf der Brücke über die Kirnau ein lebensgrosser J?. Nepomtik aus bunt bemaltem
rothem Sandstein, dem Chronostichon am Sockel zufolge i. J. 1727 vom damaligen
kurmainzischen Keller I. A. G gestiftet.

Mitten im Städtchen ein Laufbrunnen mit einem gewölbeartigen Sandsteingehäuse Bnmnengehause
vom Jahre 1601 darüber und einer Muschelbekrönung an der Vorderseite, die merkwürdiger
Weise noch die alte schmiedeiserne Windfahne trägt (s. Abbild. Fig. 94). Das Ganze
macht in seinen hübschen Renaissance-Formen (neuerdings restaurirt) einen ebenso eigen-
artigen, wie malerischen Eindruck. Am Aufsatze vorn in der Mitte das Mainzer Rad mit

Altar

S. Nepomuk
 
Annotationen