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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0171
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AMT MOSBACH. — OBRIGHEIM.

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Glocken: 1) Von Anselm Speck in Heidelberg »auf Owerscbefflenz« gegossen Glocken
anno 1797. 2) Von Hans Kessel in Heidelberg 1624 gegossen mit zweizeiliger
Inschrift aus lauter aufgesetzten Buchstaben.

In der Nähe der Kirche steht eine bemalte barocke Statue (r. S.) des h. Joseph Standbild
mit dem Christkind v. J. 1753.

OBRIGHEIM

Schreibweisen: Ubaraheim und Ubarachheim ad a. 773; Hubaracheim ad a. 780;
Ubarechhein 976; Oberncheim 1152; Obirkeim 1294; Abirkeim 1370; Obirchen 1371;
Obricken 1504.

Römisches: Im Hinterfeld und nordwestlich vom Friedhof Mauerwerk von Römisches
einer römischen Villa.

In der Sammlung des Mannheimer Alterthumsvereins befindet sich aus Obrigheim
ein römischer dem Merkur geweihter Altarstein mit Inschrift. (W.)

Geschichtliches: Dass hier die Römer zur Deckung des Neckar-Ueberganges eine Geschichtliches
Niederlassung hatten, ist durch die Funde und Reste aus dieser Zeit beglaubigt. Das
Dorf lag im Neckargau, wenngleich einige Urkunden des Klosters Lorsch, das im 8. Jh.
hier begütert war, es in den Weingartheibagau versetzen. Mitten im Dorfe auf einer
Anhöhe lag die Burg, die i. J. 1345 den Namen der Mettelnburg führte und bereits im
12. Jh. eigenen Adel beherbergt zu haben scheint. Die Burg gelangte durch den Vertrag
von Pavia am 4. August 1329 an die Pfalzgrafen und ist sammt dem Orte bis 1803
unter kurpfälzischer Oberhoheit geblieben. Bei der Erbtheilung des Jahres 141 o gelangten
Beide zu Herzog Ottos Theil, fielen aber nach dem Aussterben der Mosbacher Linie in
Folge des Erbvertrages v. J. 1479 weder an Kurpfalz zurück (Kellerei Neckarelz). Von
1803 bis i8ou leiningisch. (IV. u. Kr.)

Der auf dem linken Neckarufer gelegene ansehnliche Ort weist kaum noch Spuren
seines hohen Alters auf. Weder von dessen einstiger Umwehrung, noch von der Burg
inmitten des Orts sind Ueberreste vorhanden. Einzig an die ältere Zeit erinnert der
stattliche Rathhaus-Brunnen, dessen inmitten eines weiten Beckens stehende Brunnen- Brunnen
säule v. J. 1585 das kurpfälzische Wappen trägt. Ausserdem sind die Schilde der
damaligen beiden Bürgermeister: H B und H H daran angebracht. Die im Ort befindlichen
älteren Häuser des XVII. und XVIII. Jhs. sind leider durch Uebertünchung und Anstrich
ganz modernisirt. Manch gutes Stück Schnitz werk mag noch darunter stecken.

Von den beiden Kirchen ist nur die protestantische Pfarrkirche älteren Ursprungs. Kirche
Sie geht mit ihrem Thurm sogar noch in spätgothische Zeit zurück. Das Untergeschoss
desselben dient, wie so häufig, als Chor, an den dann zu Anfang des XVIII. Jhs. das
jetzige Langhaus — schmucklos und ohne Kunstwerth — angebaut worden ist. Das Chor-
gewölbe im Thurm ist bei dieser Gelegenheit erneuert worden, ebenso das oberste
Geschoss des Thurmes.
 
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