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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0020
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14 KREIS HEIDELBERG

Winke!. An der Eingangstür des letzteren ist die Jahreszahl 1597, am Erdgeschoß
des östlichen Flügels: 1596 eingehauen. Die schön gearbeitete Wendelstiege mit fliegender
Spindel hat eine Stufenbreite von 1,73 m.

Das Äußere — verputztes Bruchsteinmauerwerk — ist gänzlich schmucklos (ab-
gesehen von einer modernen Erkeranlage). Wie eine im Besitze des Freiherrn August von
Degenfeld befindliche, aus dem Jahre 1737 stammende Verzeichnung der Neuhauser
Gemarkung, auf der sich eine kleine perspektivische Abbildung des Schlosses befindet,
deutlich erkennen läßt, war das Schloß an den Ecken mit vorspringenden viereckigen
Türmen versehen. Von den beiden Flügeln gingen hohe Mauern aus, die im rechten
Winkel aneinander stießen und dort durch einen Rundturm, wohl einen Rest der älteren
Anlage, gesichert waren. Durch eine breite rundbogige Toröffnung stand der auf diese
Weise entstandene Schloßhof mit dem sich östlich anschließenden Wirtschaftshof in
Verbindung. Dieser bildete ebenfalls ein gestrecktes Viereck und war an drei Seiten von
Stallungen und Scheuern umgeben. Hier mündete die Ehrstädter Straße von Norden
her in den Schloßbezirk. Das Innere, völlig modernisiert, enthält noch zwei schöne alte
Öfen gußeiserne Öfen, der eine 1603 datiert, der andere mit dem nassau-oranischen Wappen
versehen. (Über das häufige Vorkommen dieser Art Öfen vgl. Erste Abteilung von
Band IV dieses Werkes S. 5 f und 151.)

Von der alten Befestigung des Schlosses ist im Zusammenhange nichts mehr
erkennbar.

In Cm unterhalb des Schloßplateaus sich weit am Abhänge hin erstreckenden
Stfiioßkapeiie Schloßgarten steht die unlängst restaurierte Schloßkapelle, ein einfacher kleiner. Bau,
aus einem flach gedeckten ungegliederten Schiff und einem platt geschlossenen, ebenfalls
flach gedeckten Chor bestehend, überragt von einem viereckigen Wuchtigen Glockenturm.
Die Erbauungszeit gibt die Jahreszahl 1602 über der seitlichen Eingangstür an. Die
spitzbogigen Fenster sind mit Fischblasenmaßwerk versehen, das eine für den Beginn
des i7.]hs. auffällig gute Formgebung aufweist, so daß man auf den Gedanken kommen
könnte, daß es sich hier um Wiederverwendung von Resten eines älteren spätgotischen
Bauwerkes handelt.
Gtabmonumentc Das Innere birgt im Chor den Grabstein des Erbauers von Schloß und Kapelle,

des am 7. August 1603 »im Griesbacher Sauerbrunnen zu St. Petersthal« verstorbenen
Johann Christoph von DegenfeId. Der Stammvater der Neuhauser Linie ist in
üblicher Weise auf einem Löwen stehend, in voller Rüstung, den Helm auf dem Haupte,
in Hochrelief dargestellt. Nach Entfernung des Anstriches sind an vielen Stellen Reste
der ehemaligen Vergoldung wieder zum Vorschein gekommen. Die ringsum laufende
Inschrift ist teilweise zerstört und am unteren Rande ganz abgehauen.

An der Südwand des Schlosses erhebt sich in reichen Renaissanceformen vom
Prachtepitaph Fußboden bis zur Decke reichend das steinerne Prachtepitaph desselben Ritters und
seiner Gemahlin Barbara von Reischach (neuerdings sorgfältig wiederhergestellt, aber
im Anstrich etwas zu grell und roh behandelt). Den Mittelpunkt nimmt ein großes Öl-
gemälde ein, auf dem das Ehepaar vor dem Gekreuzigten kniend erscheint. Im Hinter-
grunde das neu erbaute Schloß.

An den doppelten Pflastern zu beiden Seiten des Gemäldes je zwölf Ahnenwappen.
In derselben Weise bilden Ölgemälde die Mitte der Predella und des oberen Aufbaues,
hier die Stifterfamilie, dort die Taufe Christi zeigend. Am Friese oben die Jahreszahl 1607.
 
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