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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0021
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AMT SINSHEIM — EICHTERSHEIM 15

Zwei Putten links und rechts neben der Bekronung auf dem Gesimse stehend halten
den Degenfeldschen und Reischachschen Wappenschild. Ringsum reiches Kartuschen-
werk, ganz zu unterst die ovale Inschrifttafe), ebenfalls in Kartuschenumrahmung.

Das Allianzwappen Degenfeld-Reischach über der Turmtür ist an Stelle eines
älteren neu angebracht worden.

EICHTERSHEIM

Schreibweisen: in Uhtritesheimmer marca ad a. 838; Uhtrehesheim ad a. 858;
Utershein 1393; Euchterssheira 1620; Uchterssheim 1620.

Geschichtliches. Der in der Lorscher Chronik für das 9. Jh. zweimal bezeugte Gcschid
Ort, bei dem auch vorgeschichtliche Grabhügel und fränkische Gräber gefunden sind
(s. unten), gehörte um 1200 den Landschaden von Steinach, von denen die
Herren von Venningen ihn als kurpfälzisches Lehen übernahmen und bis auf den
heutigen Tag als Grundherrschaft innehaben. Die Kirche kommt um 1383 vor, jedoch
bestand hier nur eine Kaplanei (capella sanctu crucis) als Filiale von Michelfeld,
zur Diözese Speier gehörig. Die Reformation wurde hier bereits i. J. 1522 durch
Stefan und Erasmus von Venningen eingeführt, doch erfolgte zu Anfang des
18. Jhs. die Rückkehr zur katholischen Kirche seitens des hier ansässigen jZv/eiges der
Familie. Die Eichtersheimer Linie ist i.J. 1907 ausgestorben, worauf das Gesamt-
erbe an die jüngere Linie, die Grombacher, überging. Bis 1806 ritterschaftlicher
(Kanton Kraichgau) Besitz der Familie von Venningen. (St.)

Prähistorisches. Auf einer Anhöhe unmittelbar westlich vom Dorf stieß man Prshistoi
1898 bei Anlage eines Spargelbeets auf einen ziemlich ausgedehnten alemannisch-
fränkischen Friedhof, dessen Gräber, sämtlich von West nach Ost gerichtet, wie
gewöhnlich in Reiben angelegt waren. Eine damals seitens der Direktion der Großh.
Altertümersammlung vorgenommene Untersuchung der Stätte führte auf 23 Gräber;
später, 1903, fand Professor Pfaff von Heidelberg deren noch neun weitere. Sie waren
ziemlich reich an Beigaben. Während auffallenderweise Waffen fast ganz fehlten, waren
Tongefäße, zum Teil noch in römischen Formen, in besonders großer Zahl vorhanden.
Dabei Messer, Schnallen und Beschläge von Gürteln von Eisen, zum Teil mit Silber-
tauschierung verziert, Kämme von Bein, ein schöner Ohrring von Silber mit roten Steinen,
eine Rundfibel von Bronze mit der Reliefdarstellung von zwei Rücken gegen Rücken
sitzenden Gestalten, von denen jede etwas wie ein Trinkhorn hält, weitere Zierstücke
von Bronze, farbige Perlen von glasiertem Ton, eine Meersebnecke (Cypraea pantherina
aus dem Roten Meer oder dem Persischen Meerbusen, damals beliebtes, auf Handel aus
dortigen Gegenden deutendes Schmuckstück) etc. Fundstücke in den Sammlungen von
Karlsruhe und Heidelberg. (W.)

Die neben dem Venningenschen Rentamt dem Schloßeingange schräg gegenüber
hoch gelegene, i. J. 1782 von Karl Philipp von Venningen und dessen Gemahlin,
geb. von Hütten errichtete kleine katholische Kirche ist ein hübscher Barockbau, Kathoii
der in seinem unteren Geschoß die Venningensche Familiengruft enthält. Im Innern Kncl
renoviert mit flach gewölbter Decke bietet er nichts bemerkenswertes.
 
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