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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0257
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AMT WIF.SI.OCH — WÜHLMÄUSEN 223

Das Pfarrhaus bei der Kirche scheint ein Barockbau aus der Mitte des 18. Jhs. Pfarrhaus
zu sein, ist aber durch neuerliche Instandsetzung ebenfalls völlig modernisiert worden.

Im Ort ein Kruzifixus vom Jahre 1773 ohne Kunstwert. Knuifiwis

Die älteren Fachwerkhäuser, die den Brand des Jahres 1689 überdauert haben, wohngebäude
enthalten nichts bemerkenswertes, ebensowenig die älteren massiven Wohngebäude.

MÜHLHAUSEN

Schreibweisen: Mulinhusen ad a. 801; Mulinusa 976; Muolehusen ca. 1150; Mul-
husen oder Mulnhusen 1257, 1279, 1295, 1401 etc.

Geschichtliches. Der Ort scheint ursprünglich Lorscher Besitz gewesen, aber Ges
bald an das Hochstift Speier gekommen zu sein. Im Jahre 1257 verzichtete ein Ludwig
von Scuphe zugunsten des Bischofs von Speier auf die Patronatsrechte, und 1295
verkaufte Ulrich von Mayenheim seine dortigen Güterafemselben Hochstift. Im Jahre
1384 mit Rotenberg und den dazugehörigen übrigen Dörfern dem Edelknecht Trigel
von Gemmingen versetzt, um die durch den Krieg mit Kurfürst Ruprecht und dessen
Verbündeten erwachsenen Schulden des Hochstifts zu decken, kam der Ort 1462
infolge der Seckenheimer Schlacht vorübergehend an Kurpfalz, ist aber dann dauernd
bis zum Jahre 1803 ein Teil des weltlichen Gebietes des Hochstifts Speier geblieben.
(Feigenbutz.)

Prähistorisches. Im Domänenwald »Schleeberg«, 2 km südlich von Mühlhausen, Prä
befindet sich eine Gruppe von mindestens 25 Grabhügeln von 12 bis 20 m Durchmesser
bei 1 bis 1,50 m Höhe. Im Juni 1903 wurden seitens der Direktion der Großh.
Altertümers am ml ung deren fünf ausgegraben. Die Ausbeute erschien nicht sehr be-
deutend; es waren hauptsächlich zwar gut gearbeitete, aber gar nicht oder mit ein-
gekerbten Linien wenig verzierte Tongefäße, große (bis 45 cm hoch) bauchige Urnen
und in jeder derselben eine kleine, fast halbkugelige Schale, wahrscheinlich Trinkgefaß,
dabei zwei massive, glatte, geschlossene Armringe von Bronze und einige Stücke von
kleinen Steinwerkzeugen. Nach der Form der Tongefäße zu schließen, sind die
Bestattungen (Leichenbrand wurde nicht wahrgenommen) der Hallstatt-Periode
zuzuweisen. Die Gestalt der Gefäße ist dieselbe wie die der entsprechenden aus den
Gräbern des südlichen Badens, es fehlt ihnen aber deren viel reichere, zum Teil farbige
Verzierung. (W.)

Die jetzige stattliche und weiträumige katholische Pfarrkirche (tit. S._JMariae pi
Magdalenae) enthält von der zum Jahre 1496 urkundlich erwähnten älteren Kirche nur (
noch den Turm, dessen unterstes, jetzt als Sakristei dienendes Geschoß einst den Chor
enthielt, wie die ehemalige Triumphbogenöffnung beweist. Das spätgotische Kreuzgewölbe
ist gelegentlich der letzten Erweiterung und Restauration der Kirche neu bemalt worden.
Der Turm, im unteren Teile viereckig, geht oben unvermittelt ins Achteck über und
zeigt hier auf allen Seiten der Glockenstube je ein gotisches zweigeteiltes Maßwerkfenster.
Das nach Osten schauende ist reicher als die übrigen verziert und läßt in seiner Form-
gebung auf den Ausgang des 15. Jhs. schließen. Das spitze geschieferte Zeltdach ist neueren
Ursprungs.
 
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