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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0141
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AMT SINSHEIM - WEILER 123

worden. Nur die Keller und Trümmerhaufen zeigen noch die Stelle und den Umfang
der ehemaligen Wohn- und Wehrbauten an, wie sie auf unserer Grundrißskizze Fig. 62
sichtbar sind. Einzig die beiden viereckigen Ecktürme der Burgmauer sind im Unter-
bau noch vorhanden, aber, mit ärmlichem Fachwerkoberbau versehen, zu Hütten ein-
gerichtet worden. Der Schlußstein des ehemaligen Eingangstores, dessen Gewände
allein noch stehen, befindet sich zurzeit in der Scheuer des Besitzers des Burg-
geländes. Er zeigt die Jahreszahl ]513 oberhalb des Angellochschen Schildes, der
die Anfangsbuchstaben P. V. A. trägt. Ein zweiter Bogenschlußstein von der alten
Burg daselbst zeigt die Jahreszahl 1626 und die Ebersteinsche Rose im Wappen.
Dieselbe Jahreszahl an einem Fenstergewände eines alten Hauses rechts vom Aufgange
zur Burg.

Ein tiefer Halsgraben trennte das Burgplateau von dem anstoßenden Berg-
rücken; jetzt Gartenwildnis. Die Stelle des ehemaligen Berchfrits dürfte nur noch durch
Ausgrabungen festzustellen sein.

WEILER

Schreibweisen: Wilre 1213 und 1268; Wiler oder Wyler 1493, 1516 etc.
Geschichtliches. Der südlich im Schutze der Burg Steinsberg gelegene und am 1
Hügel, der diese trägt, sich fast bis an dessen Mauern jetzt heraufziehende alte Ort
scheint bereits im 13. Jh. eigenen Adel besessen zu haben, dessen Glieder ebenso wie
die Herren des Steinsberg „den pfaltsgrafen für iren rechten herren und obersten
vogt und gepichtsherrn" (1516) erkannten. Im Jahre 1517 kamen die Herren von
Venningen in den Besitz der Burg und zugleich des Ortes {s. unten S. 125 in der
Geschichte des Steinsberg), der bis 1806 zum Ritterkanton Kraichgau gehörte. Die
Geschicke des Ortes sind mit denen der Burg aufs engste verknüpft. Der Bauernkrieg hat
auch hier vieles zerstört.

Die evangelische PfaiTkirche ist an Stelle der zum Jahre 1496 erwähnten
S. Leonhardskapelle i. J. 1787 in einfachen hübschen Barockformen errichtet worden
(1869 erweitert und 1907 renoviert). Ein stattlicher Frontturm beherrscht das
Ganze,

Die jetzige Wirtschaft »Zur Rose« ist ein alter Herrenhof, dessen massiver Bau
oben das Venningen-Gemmingensche Allianzwappen in reizvoller Rokokoum-
rahmung zeigt.

In der Nähe der Kirche, an deren Südseite, befindet sich ein altes, leider ganz
verputztes Fachwerkhaus, an dessen Kellertür die Jahreszahl 1742 steht. Das Haus
scheint aber wesentlich älter zu sein.

Auch sonst im Dorfe verstreut mehrere alte Fachwerkhäuser, unter deren Putz
noch manche hübsche Schnitzerei stecken mag, wie zum Beispiel bei dem Hause
Nr. 34 in der Hauptstraße, wo die auf Konsolen ruhende und in üblicher Weise von
der Wandfläche vortretende Fensterumrahmung trotz der Tünche hübsche Zieraten
erkennen läßt.
 
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