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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0026
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2Q KREIS HEIDELBERG

In der Hauptstraße ein langgestreckter stattlicher Barockbau — jetzt Pachthof —,
eingeschossig, mit hohem Erdgeschoß (Stallungen etc.), der sich durch das Venningen-
Huttensche Allianzwappen mit der Jahreszahl 1768 über der breiten Toreinfahrt ebenso
wie Kirche und Rentamt (s. oben) als ein Werk des damaligen badischen Regierungs-
präsidenten Karl Philipp von Venningen zu erkennen gibt

ESCHELBACH

Schreibweisen: Eschilbach ada. 1071,1294,1310; Eschelbacb 1360,1390, 1468etc.
Geschichtliches Geschichtliches. Als früheste Grundherren in diesem uralten, schon zu Römerzeiten

bewohnten Orte erscheinen die Herren von Menzingen, die i. J. 1353 den Kirchsatz
in Eschelbach an Engelhard von Hirschhorn verkauft haben. Die Familie des
letzteren ist denn auch bis zum Aussterben des Geschlechtes i. J. 1632 als Lehenträger
von Mainz im Besitz des Ortes gewesen, worauf Eschelbach an Mainz zurückfiel und
mit dem kurmainzischen Oberamt Hirschhorn durch Tausch i. J. 1802 an Hessen fiel.
Seit 1803 badisch. (Ch.)
Pfarrkirche Die i. J. 1496 erstmalig urkundlich erwähnte alte Pfarrkirche (tit. S. Eurchardi)

ist nicht mehr vorhanden. Höchstens, daß der untere Teil des Turmes bis zu dem
spätgotischen Gurtgesims noch aus dieser Zeit stammt; der niedrige Oberstock ist laut
Jahreszahl an dem gotisierenden Maßwerkfenster i. J. 1617 aufgebracht worden. (Nach
Frank [a. a. O. S. 18] ist der Turm i. J. 1696 von den Herren Uberbruck von Roden-
stein, die damals im Besitz des Zehnten der Pfarrkirche waren, repariert worden.) Das
Schiff der seit 1555 reformierten Kirche, das aus dem Jahre 1791 stammt, hat i. J. 1898
eine Verlängerung um die Hälfte erfahren. Bei dieser Gelegenheit ist der alte Chor
unten im Turm halbkreisförmig ausgemauert und mit einer Halbkuppel versehen worden.
Nach älteren Berichten sind »abgeblaßte alte Malereien« im Chor vorhanden
gewesen, die natürlich durch den Umbau vernichtet worden sind.

Die drei Glocken stammen aus den Jahren 1414, 1484 und 1789.
Rathaas Das jetzige Rathaus ist ein hoher stattlicher Giebelbau mit massivem Untergeschoß

und Obergeschoß nebst Giebeln in Fachwerk. Die Jahreszahl 159^ über der Eingangstür,
die in hübschen Renaissanceformen gehalten ist, gibt die Zeit der Entstehung an, während
der oberhalb eingemauerte Wappenstein mit der Inschrift auf der kleinen Kartuschentafel
den Herrn Friederich vom und zum Hirschom zum Zwingenberg als Erbauer
kündet.

Durch den Umbau infolge der Einrichtung zum Rathause nebst Kleinkinder- und
Kochschule hat dieser alte Hirschhornsche Hof besonders im Erdgeschoß wesentliche
Veränderungen erlitten. Letzteres scheint ein einziger großer (Kelter-?)Raum gewesen zu
sein, in den an der südlichen Längsseite ein großes, jetzt vermauertes Tor hineinführte.
Auch die hübsch profilierten Doppelfenster des Erdgeschosses sind zumeist jetzt vermauert.
Besser erhalten ist das Obergeschoß, besonders die Diele mit den alten einfachen
Renaissancetüren. Die alte eichene Balkendecke des Ratszimmers ruht auf einem schon
profilierten Unterzuge, der in der Mitte durch eine einfache Holzsäule gestützt ist. Der
mächtige Dachstuhl ist ebenfalls noch ursprünglich.

Im Archiv desRathauses be6ndet sich eine Pergamenturkunde (Verkaufsbrief) von 1574.
 
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