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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0267
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AMT WIESLOCH -

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scheint zu Beginn des r5- Jhs ausgestorben. Von den ehemaligen Befestigungsanlagen
ist nichts mehr erhalten.

Die im unteren Teile des Hofbezirkes gelegenen Ökonomiegebäude sind jüngeren
Ursprunges. An der großen Scheuer über dem Torbogen nennt sich ein Heinrich
Harhart(r) Freiherr von Benseroth, Fürstbischöflich Speierer Hofmarschall, als
Erbauer mit der Jahreszahl 1747.

Überragt wird das Ganze von dem hohen dreigeschossigen massiven Herr Schafts-
hause, das mit seinen unten fast 2 m starken Mauern schmucklos, aber trotzig empor-
ragt. Über der Tür befindet sich ein Doppelwappen, das links das Hofwartsche (?) Kreuz
und rechts den Brüggenschen Dreizack aufweist, mit der Jahreszahl 1694. Der Bau ist
aber offenbar älteren Ursprunges und hat wohl schon gestanden, als Kurpfalz hier im
16. Jh. die Herrschaft übernahm. Das Innere des jetzt als Pächterwobnung benutzten
Hauses bietet keinerlei Interesse.

S. LEON

Schreibweisen: apud Sanctum Leonem 115 7 ; villa Sancti Leonis 1219 ; sante Len
1289, 1340, 1401 etc.

Geschichtliches. Der Ort hat, soweit sich rückwärts verfolgen läßt, zu Speier Geschichtliches
gehört, dessen Bischof Günther i. J. 1159 dem neu gegründeten Kloster Maulbronn einen
Hof daselbst übermachte: doch scheint er auch früh eigenen Adel besessen zu haben,
denn zum Jahre 1186 werden zwei Brüder Ludewicus und Albertus de sancto
Leone als Ministerialen erwähnt, ebenso 1289 ein Ritter Albrecht von Sant Len.
Im 14. Jh. scheinen hier auch die Herren von Obrigheim begütert gewesen zu sein.
Der Ort gehörte bis r8o3 zum weltlichen Gebiete des Hochstifts Speier (Amt Philippsburg).

Prähistorisches. WHhelmi (Sinsh. Jahresber. X S. 52) führt unfern S. Leon im Prähistorisches
Wald »Lußhart«, »da wo die Saupferch-Allee und die Kaigarten-Allee zusammenstoßen«,
sieben Grabhügel auf, zwei schon angebohrte und fünf noch unversehrte. Weiterer
Bericht über sie fehlt

Auf dem »Schloßbuckel« finden sich Reste eines ausgedehnten römischen Ge-
bäudes. K. Pfaff nennt im Gewann »Harres« einen leider durch Sandabbau bis auf
wenige Reste zerstörten »römischen Urnenfriedhof«.

Römisches. Im Fundament der alten Kirche fand sich vormals ein rechteckiges Römisches
Sandsteinstück mit römischer Inschrift; es wurde 1811 in die Mauer des neu-
erbauten Langhauses eingemauert, kam 1818 in den Besitz des Pfarrers Breunig in
Odenheim, später nach Baden und von dort 1858 in die Großh. Sammlung in Karlsruhe.

Die oben und unten abgehauene Inschrift

MINERVA

ET
HERCVLI
L ■ ANTONIVS
MATERNVS>
COH- xxmi V- C - R-
 
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