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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0034
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KREIS HEIDELBERG

(In der Nähe lag das ausgegangene Dorf Schlupferstadt, wo einst die Herren
von Hoven saßen, die von den Hirschhorn dort Lehen trugen.)

Prähistorisches. Im »Großen Wald« von Hoffenbeim, längs der Gemarkungs-
grenze gegen Zuzenhausen, befindet sich eine Gruppe von sieben Grabhügeln,
aufweiche zuerst Wilhelmi (Sinsh. Jahresber. VIII [1842] S. 78 f.) aufmerksam gemacht
hat. Er untersuchte einen derselben, in dem er aber so wenig Reste der Bestattung
(ein Bronzeringehen und Scherben eines rohen Tongefäßes) vorfand, daß ihm die Lust
verging, an die übrigen zu gehen. Diese wurden im August 1908 seitens der Direktion
der Großh. Altertümersammlung ausgegraben und ergaben ausgiebigere Resultate. Einige
Hals- und Armringe und Heftnadeln von Bronze, Halsschmuck von blauen Glasperlen
an einem dünnen Ring aus Eisen, ein Gefäß und Spinnwirtel von Ton verweisen die
Grabstätten in die La-Tene-Periode. In zwei Hügeln fanden sich unter dem ge-
wachsenen Boden frühere Bestattungen aus der jüngeren Steinzeit mit geschliffenen
Steinbeilen und einem geschweiften Tonbecher, der sogenannte Schnurverzierung trägt.
Der kleinste der Hügel (Durchmesser 12 m) ergab neben den Resten eines von Ost nach West
gelegten Skeletts rohe Scherben eines Tongefäßes und ein eigentümliches Dolch-
messer von Eisen mit einer teilweise von Bronzedraht umwundenen Holzscheide und
einem Griff aus Bronze, der der Periode von Hallstatt (ca. 1000 bis 500 v. Chr.)
angehört. Fundstücke in der Großh. Sammlung Karlsruhe. flV.J

Der uralte Ort hat nichts Altertümliches mehr bewahrt. Das ehemalige Gemmingen-
sche „Schloß" ist ein modernisierter kleiner einstöckiger Barockbau mit hohem
Mansardendach.

Interessanter das stattliche Rathaus vom Jahre 1796, ein massiver Putzbau mit
Eckpilastern.

Schräg gegenüber ein malerisches rebenumranktes Haus mit Freitreppe, die von
einem Giebelvorbau überdeckt ist, der auf Holzsäulen ruht. Der Inschrift an der
steinernen Brüstung zufolge waren die Erbauer: Johann Georg Gropp und. Maria
Groppin i. J. 1780.

Die bereits i. J. 1496 urkundlich erwähnte Pfarrkirche (tit. S.Viti et Georgü) hat
bis zum Jahre 1731 gestanden und war dann durch einen Neubau ersetzt worden, der
aber nur bis zum Jahre 1841 vorgehalten hat.

Der hoch gelegene Friedhof wird in derselben Urkunde des Jahres 1496 als
»munitum in modo castri«, also als burgartig befestigt und mit einem Haus und Wirt-
schaftsgebäuden versehen, bezeichnet.

Das i. J. 1611 erbaute Pfarrhaus ist 1834 gründlich erneuert worden.

KIRCHART

Schreibweisen: Kyrihhart ad a. 792; Kirchart 1296; Kierchard 1413.

Geschichtliches Geschichtliches. Das Dorf war jederzeit ein Zugehör der alten Burg Steinsberg,

mit welcher es auch an die Pfalz gekommen. Im Jahre 1413 gestattete Pfalzgraf

Otto den käuflichen Übergang des Dorfes, das sein Vater König Ruprecht

»vorzeiten dem Diether Moniche ingeben hatte«, aus den Händen der Witwe des
 
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