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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0260
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226 KREIS HEIDELBERG

Die große katholische Pfarrkirche ist ein in klassizistischen Formen gehaltener
Neubau aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts (»1813«), neuerdings verlängert, völlig
neu hergestellt und ausgestattet, vor dessen Front noch der Turm des früheren, in
spätgotischer Zeit entstandenen Gotteshauses — vielleicht bald nach 1476 (s. oben) —
steht. Wie im benachbarten Maisch, so ist auch hier der untere Teil quadratisch;
darüber erhebt sich unvermittelt eine achteckige Glockenstube mit einfachen spätgotischen
Maßwerkfenstern und als Abschluß ein moderner (?) achteckiger Schieferhelm. Durch
ein hohes einfaches Spitzbogenportal betritt man den jetzt als Eingangshalle dienenden
unteren Raum, der noch von seinem alten Kreuzgewölbe überspannt wird, infolge der
neuerlichen Restauration aber ganz modern wirkt.

Vor der Kirche ein Krusifixus vom Jahre 1723 ohne Kunstwert.

ROTENBERG

Schreibweisen: Rotemberch 1184; Rotenburch 1272 und 1340; Rodemberg 1504,
1531 etc.
Geschichtliches Geschieht!'ichcs. Der ältesten Nachricht vom Jahre 1184 zufolge hatte der Graf

Boppo von Laufen den mons vocabulo Rotemberch von Herzog Berthold von Zähringen
zu Lehen. Wie der Ort, nach dem im 13. Jh. eine Ritterfamilie, die Streife von Roten-
berg, genannt worden ist, in den nächsten Jahrhunderten an das Hochstift Speier gelangte,
ist nicht sicher überliefert, wahrscheinlich durch Ludwig den Bayer; jedenfalls erscheinen
bürg und stettlin zu Beginn des 14. Jhs. bereits als Speiersches Lehen der Herren von
Hohenart, denen zu Beginn des 15. Jhs., nachdem Barg und Stadt i. J. 1384 dem
Trigel von Gemmingen um 1500 fl. versetzt worden waren, Eberhard von Neiperg
als Lehenträger gefolgt ist. In der Folge ward der Ort, der 1338 Landauer Stadtrechte
erhalten hatte, Hauptort des nach ihm benannten Speierschen Amtes und ist bis 1803
im Besitz des Hochstifts geblieben.
Befestigungen Von der alten Stadlbc fcstigiaig sind nur noch oben, wo der Anschluß an den

Burgring vollzogen war, zusammenhängende Reste vorhanden, doch läßt sich der ehe-
malige Umfang des Städtchens noch ziemlich gut an einzelnen Spuren verfolgen.
Pfarrkirche Die jetzige Pfarrkirche ist ein einfacher Barockbau mit einem Turm an der

Südseite, der noch von dem älteren Gotteshause, der im 15. Jh. erwähnten S. Nikolaus-
kirche, herrühren mag. Ihr Hauptscbmuck ist ein spätgotisches Sakramentshäuschen
im Chor, dessen hoher reicher, aber etwas schwerer Aufbau auf einer Bündelsäule ruht
(s. Fig. 117}. Nach Mone (Heft 1 und 2 S. 107) ist es eine Stiftung des Speierer
Bischofs Philipp von Flörsheim und aus der Schloßkapelle hierher übergeführt
worden. Leider hat man den Sandstein mit Ölfarbe grau überstrichen.
Grabsteine Das kunstlose Innere birgt einige Grabsteine aus der älteren Kirche (oder Schloß-

kapelle ?); alle grau angestrichen, wie das Sakramentshäuschen.

1. Grabstein des i. J, 1536 verstorbenen Weyprecht von Helmstatt (der
zum Jahre 1504 als burgman zu Rotenberg vorkommt) mit schön gearbeitetem
Rabenwappen in der Mitte.
 
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