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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0258
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224 KREIS HEIDELBERG

Dem alten Turm und dessen spätgotischen Fenstern zuliebe ist sowohl der ganze
Neubau des Schiffes (1805), als auch der 1881 hinzugefügte polygonale sterngewölbte
Chor in gotisierenden Formen gebalten, wenigstens mit spitzbogigen Fenstern versehen,
der Neubau dabei aber nicht in alter Achse, sondern rechtwinklig dazu gelegt worden,
so daß der Turm jetzt im Süden anstößt.

RAUENBERG

Schreibweisen: Ruchenberg 1303; Ruhenberg 1360; Ruwenberg 1390; Ruhen-
burg 1464; Rawenberg 1531 und 1537.
s Geschichtliches, Ursprünglich in der Hauptsache wohl Hirschhornscher

Besitz, dann Helmstattsch, bis i.J. 1537 Bischof Philipp von Speier »Obrig-
keit und Gerechtigkeit, auch Zins, Wiesen und Äcker« von Konrad von Helmstatt
»erkauft« hat. Seither bis 1S03 zum weltlichen Gebiete des Hochstifts Speier (Vizedom-
amt Bruchsal) gehörig.

Die inmitten des ummauerten ehemaligen Friedhofes hoch gelegene kleine katho-
lische Pfarrkirche befindet sich zurzeit im Zustande der Vernachlässigung, indem der
Neubau einer großen Kirche der Vollendung entgegengeht (Sommer 1909). Sie stammt
ans der Barockzeit (1747) und ist im Äußeren wie im Innern gleich kunstlos, enthält
aber in dem unteren Teile des der Ostfront vorgelagerten Glockenturmes einen Überrest
aus sehr alter Zeit. Dem kleinen rundbogigen Fenster in der Nordseite des Unter-
geschosses nach zu urteilen, ist letzteres in romanischer Zeit (etwa Wende 12-/13. Jhs-)
entstanden, während freilich der nach dem Schiffe sich öffnende Triumphbogen im Spitz-
bogen geschlossen erscheint. Leider ist das alte Gewölbe herausgebrochen, als man
das barocke Portal (»1747«) einbrach und diesen ehemaligen Chorraum zur Eingangs-
halle umgestaltete. Bei dieser Gelegenheit sind auch die oberen Teile erneuert worden.

Von der inneren Ausstattung ist nur der hübsche Taufstein in Rokokoforrnen
erwähnenswert, dessen Holzdeckel eine geschnitzte Gruppe der Taufe Christi zeigt.

Der angeblich sehr schöne Grabstein eines i.J. 1580 verstorbenen Melchior
von Dalheim, des Letzten seines Stammes, ist jetzt fast ganz durch eine davor
stehende Kirchenbank verdeckt. In der Turmhalle ein zweiter schmuckloser Grabstein
des 17. Jhs. (1650?) mit unleserlicher Inschrift und abgetretenem Wappen.

Außen am Chor ein Krusißxus mit Maria und Johannes, laut Inschrift am Sockel
*■ J- J775 von Bürger Joh. Wächter errichtet. Mäßige Barockarbeit.

An der Kirchhofsmauer, die an der Ostseite beim Schlosse (s. unten) durch ein
stattliches Barock portal unterbrochen wird, sind eine Anzahl Grabsteine des
18. Jhs. angelehnt, alle in derselben einfachen Kreuzesform.

Das ehemalige bischöfliche Schloß, jetzt Tabakfabrik, neben der alten Pfarrkirche
gelegen, besteht aus einer schmucklosen einheitlichen Anlage von drei in Hufeisenform
gruppierten zweigeschossigen Flügeln, in deren inneren Ecken zwei Türme mit steinernen
Wendelstiegen, die Stockwerke verbindend, aufsteigen. Die Jahreszahl 1570 über der
Kellertür rechts im Tordurchgang, der durch den vorderen Seitenbau in den Hof führt,
bezieht sich wohl auf die ältere Schloßanlage, die dann unter Fürstbischof Damian Hugo
von Schönborn, dem Gründer des Bruchsaler Schlosses (1719 bis 1743), erneuert
 
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