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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0035
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AMT SINSHEIM - MICHELFELD

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letztgenannten in den Besitz des Ehepaares Reinhart von Neiperg und Magda-
lena von Sickingen. Im 16. Jh. besaß das Dominikanerkloster zu Wimpfen hier
einen Hof, der den Namen Burghof führte. Bis 1803 gehörte der Ort zur Kellerei
Hilsbach des kurpfälzischen Oberamts Mosbach. 1803 bis 1806 leiningisch. (Wz. u. Kr.)

Prähistorisches. Seit 1865 befindet sich in der Großh. Sammlung Karlsruhe von l
dort ein Bronzeschwert vom Ende der Bronzezeit mit stark ausladender Blattform
der Klinge. (W.)

Römisches. Im nahen »Hoffenwald« wurden von Wilhelmi {Sinsh.Jahresber.il
[1832] S. 15 ff.) römische Bautrümmer nachgewiesen. An einer von Schutt und
Steintrümmern bedeckten Stelle stieß er auf eine ca. 90 cm breite »mit einem dicken
Guß« belegte, noch über 2 m hohe Mauer »mit Zeichen des Brandes und der gewalt-
samsten Zerstörung«, auf schwarze Erde und Kohlenstücke, Stücke von großen Ziegel-
platten, vielartige Eisennägel mit platten Köpfen und Tonscherben verschiedener Art,
darunter auch solche von roter Terra sigillata. (W.)

Die große evangelische Pfarrkirche ist ein Neubau vom Jahre 1790, wie die
Inschrift ergibt, die sich auf der Empore befindet. Als Bauherren werden genannt für
das Langhaus »die kurpfälzische hochlöbliche geistliche reformierte
Administration zu Heidelberg«, für den Chor und Turm »der hohe
Deutschorden zu Mergentheim«.

In der unteren Halle des an der Westfront aufragenden Turmes ist ein einfacher
Grabstein eines i. J. 1784 verstorbenen Pfarrers angebracht.

Oben an der westlichen Frontmauer innen befindet sich eine Sandsteinplatte
eingemauert mit reicher barocker Umrahmung, die einen Psalmvers mit der Jahres-
zahl 1747 aufweist und aus der ehemaligen lutherischen Kirche stammen soll. (Nach
Widder a. a. O. S. 165 hatte der zu Ende des 18. Jhs. aus wenig mehr als 500 Seelen
bestehende Ort drei Gotteshäuser: eine reformierte Kirche, damals Filiale der Pfarrei
Riehen, eine neu erbaute lutherische Kirche, worin der Prediger von Schluchtern den
Dienst versah, und eine katholische Kapelle, unterhalb des Rathauses gelegen. Auf
20 Häuser kam ein Gotteshaus.)

Unter den älteren Wohnhäusern, die trotz ihrer "Verwahrlosung zum Teil, wie in 1
Riehen (s. unten), hübsche, künstlerisch bedeutungslose, aber malerische Einzelheiten an
Vorbauten, Erkern, Treppenbedachungen u. dgl. aufweisen, erscheint als das stattlichste
und zweifellos eines der ältesten das Haus des Georg Bender in der Hauptstraße
mit der Jahreszahl 1528 am Losholz der Eingangstür, während die Kellertür die Jahres-
zahl 1542 aufweist. Malerischer Treppenvorbau.

MICHELFELD

Schreibweisen: Mihilunfelt ad a. 850; Michelenvelt 1071; Michelnvelt 1316 etc.

Geschichtliches. Der in der Lorscher Chronik bereits zum Jahre 850 erwähnte Geschichtliches
Ort, in dessen Nähe vorgeschichtliche Grabhügel auf uralte Besiedlung hinweisen, besaß
zu Ende des 12. Jhs. sowie im 13. und 14. Jh. eigenen Adel, erscheint aber zum größten
 
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