Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 8,1): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Sinsheim, Eppingen und Wiesloch (Kreis Heidelberg) — Tübingen, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1226#0215
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
rg6 KREIS HEIDELBERG

rteühaus Das über dem Ort am Abhänge gelegene alte von Gemmingensche Herrenkaus

stammt der Jahreszahl am Kellertorbogen der Giebelfront zufolge aus dem Jahre 1577.
Oberhalb der Jahreszahl die Wappen von Gemmingen, Landschad und Mentzingen.
Der langgestreckte stattliche Bau kehrt seine hoch aufragende Giebelseite der Straße
zu; die Front geht auf den Wirtschaftshof und enthält in der Mitte ein schönes barockes
Portal aus der Mitte des 18. Jhs. mit einem dem Schreiber dieser Zeilen unbekannten
Wappen.

MÜHLBACH

Schreibweisen: Mulenbach 1290,1317 etc.; Mülnbachi^ös, 1540etc.; Mulbach 1546.
Literatur: A. Heilig, Geschichte des Dorfes Mühlbach von den ältesten Zeiten
bis zur Gegenwart, Eppingen 1901. —■ Oberrh. Zeitschr. II (1852) S. 4.

:hichiiichC5 Geschichtliches. Der stattliche alte Ort ist aus den zwei Dörfern Ober- und Nieder-

mühlbach entstanden. Im Jahre 1290 wurde hier ein kleines Kloster von den Wilhelmiten
zu Mariental bei Hagenau errichtet, denen der damalige Grundherr Heinrich von
Brettach seine dortigen Besitzungen samt der von ihm gestifteten Marienkapelle
(s. unten den Grabstein des Stifters) zu diesem Zweck übergeben hatte. Im Jahre 1365
verkauften die Brüder Ludwig und Hofwart von Sickingen ihren Teil und ihre Rechte
am Dorfe Mühlbach »den Bürgern und der Stadt« Eppingen, die sieben Jahre später
ebenfalls durch Kaufauch den Tei! erwarben, der bis dahin im Besitze des Konrad von
Sachsenheim und der Brüder Heinrich und Konrad von Ehrenberg gewesen war.
Hierzu kam ferner i. J. 1546 durch Kauf das Klostergut der Wilhelmiten, so daß schließ-
lich das ganze Dorf in Eppingenschem Besitze war, und zwar als Gräflich öttingensches
Lehen. Den Zoll, das Geleit, den Wildfang, die hohe Obrigkeit und Haisgerichtsbarkeit
besaß Kurpfalz, zu dessen Oberamt Bretten Mühlbach bis zum Jahre 1803 gehört hat.
Die evangelische Pfarrkirche ist ein Neubau aus den Jahren 1871 und 1872

= Kapelle {i"905 restauriert), wobei die alte Kapelle des Wilhelmitenklosters (s. oben) als Chor
beibehalten worden ist (ebenfalls »restauriert«). Der schöne, hohe, hell belichtete Bau
besteht aus einem rechteckigen Räume, dem Reste des ehemaligen Schiffes, an den sich
ein aus fünf Seiten des Achtecks geschlossener Chor von etwas geringerer Weite an-
schließt. Auf den ersten Blick ergibt sich, daß es sich bei diesem spätgotischen Bauwerk
nicht um die zu Ende des 13. Jhs. von Heinrich von Brettach (s. unten) gestiftete
Marienkapelle handelt, sondern um eine fast zwei Jahrhunderte jüngere Anlage.
Das Maßwerk der Fenster, zum Teil erneuert, zeigt eine laxe spätgotische Formgebung
unter Verwendung von Fischblasen (ein altes Stück davon liegt zurzeit außen hinter dem
Chor am Boden), der Schlußstein des Polygongewölbes ein von Eichenblättern um-
rahmtes Menschenhaupt, der des Kreuzgewölbes im Vorchor ein Posaune blasender
Engel, beides in roher Ausführung. Die Rippen der spätgotischen Gewölbe gehen von
kleinen Wandsäulen aus, die auf Konsolen aufruhen. Im Chorpolygon unten herum
flachbogige Wandnischen.

rab$tein Vorn im Chor rechter Hand befindet sich der Grabstein des Stifters des ersten

Gotteshauses eingemauert. Der Ritter ist in üblicher Weise in Vorderansicht auf einen
Löwen tretend dargestellt. Das mit einer Krone gezierte Haupt ruht auf einem Kissen,
ein mit Rosetten verzierter Gürtel hält das faltige lange Gewand zusammen, von den
 
Annotationen