ESSEN. 31
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Steine der Mittelfelder der Kreuzarme. Zu unterst befindet sich in bläulichem Chalcedon,
dessen obere braune Lage geschickt zum Haare verwandt ist, ein geschnittener antiker Kopf.
Die Umrandung des ganzen Kreuzes besteht wiederum abwechselnd aus Perlen, Steinen und
kleinen viereckigen Emaillen, zum Theil fast gleichen Musters wie diejenigen der Umrandung
des dritten Kreuzes. Wie diese Emaillen der Umrandung sind auch die Symbole der Evan-
gelisten an den vier Ecken und die Mitteltafel der Kreuzigung in email cloisonne ausgeführt
und sämmtlich in erhöhte durchbrochene Fassungen gestellt, wie sie auf Taf. XXXIX. ersicht-
lich sind. Bei dem Bilde der Kreuzigung ist zu bemerken, dass in den beiden Medaillons
von Sonne und Mond sich in jedem sechsmal das Zeichen befindet, wie dasselbe sich auch
bei den Personificationen von Sonne und Mond auf dem Kreuze 2 befand.
Die Kreuze 1. 2. 3. tragen dann noch an ihrem Fusse Knäufe von Bergkrystall.
Die beiden ersten sind rund, der eine glatt, der andere geschnitten. Der Knauf des Theo-
fanukreuzes ist ebenfalls geschnitten mit Golddraht geschmückt und auf Taf. XXXIX. 9. sammt
dem geschnittenen Knaufe des Mathildenkreuzes 10. abgebildet. Die Sitte, geschnittene Bergkrystalle
zum Kunstschmuck zu verwenden, muss in Deutschland wie Italien eine sehr allgemeine gewesen
sein; denn ausser den Knäufen der Kreuze von Essen findet man in den Schatzkammern
der Kirchen von Halberstadt, Quedlinburg und Hildesheim Reste solcher geschnittenen Berg-
krystalle. In derselben Weise gearbeitet ist dann die an der Kanzel zu Aachen (Taf. XXXIV)
eingefügte Ober- und Unter-Tasse desselben Materials. Auch der Hohenstaufische Kron-
leuchter zu Aachen (Taf. XXXV) trägt unter den Lichttellern Knäufe von Bergkrystall, und hier
und da wird seine Anwendung in alten Schriftstellern erwähnt.52
Sitzende Madonna mit dem Kinde derselben Ottonischen Kunstepoche, aus getriebenem
Goldbleche, welches über einen inneren Kern von Holz gelegt ist. Die Höhe beträgt 28".
Der Stil des Ganzen und besonders das Profil des Kindes, die Behandlung der Gewänder
im engsten Anschluss an die Körperformen, wie dies besonders am Leibe des Jesukindes
ersichtlich ist, die eingesetzten Augen von Emaille in Nachahmung dieser Sitte der römischen
Kunst, machen diese Gruppe ebenso bedeutungsvoll wie interessant.53 Die Lippen bei den
Figuren sind roth colorirt. Die Krone der Madonna aus Goldblech, Filigran, Perlen und ge-
schnittenen Steinen dürfte etwas späterer Zeit angehören, während der mit Emaillen geschmückte
Nimbus des Kindes gleich alt sein wird. Den Sitz bildet ein viereckiges mit Goldblech beleg-
tes Tabouret ohne Lehne, welches auf 4 geraden Ständern ruht. Eine ganz späte Zuthat ist
das Brustschild des Kindes.
52. Sublac. Chronic. 938 apud Muratori XXIV. 927: Candelabra ex crystallo et auro. Carl der Grosse
trug eine Krystallcapsel: FIoss p. 21. Ludwig der Fromme erhielt Belicpiien in Krystalf: Anna-
les Fuld. ad an. 872. Leben Bernwards p. 14. In Gandersheim waren Kreuz und Reliquien-
gefässe von Krystall. Eralh: Ann. Quedlinb. p. 60. Meinwerk schenkte seiner Kirche in
Paderborn ausser anderen Kostbarkeiten Lapides cristallinos XXX. Vita Meinwerci (Ed.
Brower 1616) c. 52 p. 49.
53. Zwei ähnliche Madonnen aus getriebenem Goldbleche befinden sich in Hildesh. Kratz Taf. 10.
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Steine der Mittelfelder der Kreuzarme. Zu unterst befindet sich in bläulichem Chalcedon,
dessen obere braune Lage geschickt zum Haare verwandt ist, ein geschnittener antiker Kopf.
Die Umrandung des ganzen Kreuzes besteht wiederum abwechselnd aus Perlen, Steinen und
kleinen viereckigen Emaillen, zum Theil fast gleichen Musters wie diejenigen der Umrandung
des dritten Kreuzes. Wie diese Emaillen der Umrandung sind auch die Symbole der Evan-
gelisten an den vier Ecken und die Mitteltafel der Kreuzigung in email cloisonne ausgeführt
und sämmtlich in erhöhte durchbrochene Fassungen gestellt, wie sie auf Taf. XXXIX. ersicht-
lich sind. Bei dem Bilde der Kreuzigung ist zu bemerken, dass in den beiden Medaillons
von Sonne und Mond sich in jedem sechsmal das Zeichen befindet, wie dasselbe sich auch
bei den Personificationen von Sonne und Mond auf dem Kreuze 2 befand.
Die Kreuze 1. 2. 3. tragen dann noch an ihrem Fusse Knäufe von Bergkrystall.
Die beiden ersten sind rund, der eine glatt, der andere geschnitten. Der Knauf des Theo-
fanukreuzes ist ebenfalls geschnitten mit Golddraht geschmückt und auf Taf. XXXIX. 9. sammt
dem geschnittenen Knaufe des Mathildenkreuzes 10. abgebildet. Die Sitte, geschnittene Bergkrystalle
zum Kunstschmuck zu verwenden, muss in Deutschland wie Italien eine sehr allgemeine gewesen
sein; denn ausser den Knäufen der Kreuze von Essen findet man in den Schatzkammern
der Kirchen von Halberstadt, Quedlinburg und Hildesheim Reste solcher geschnittenen Berg-
krystalle. In derselben Weise gearbeitet ist dann die an der Kanzel zu Aachen (Taf. XXXIV)
eingefügte Ober- und Unter-Tasse desselben Materials. Auch der Hohenstaufische Kron-
leuchter zu Aachen (Taf. XXXV) trägt unter den Lichttellern Knäufe von Bergkrystall, und hier
und da wird seine Anwendung in alten Schriftstellern erwähnt.52
Sitzende Madonna mit dem Kinde derselben Ottonischen Kunstepoche, aus getriebenem
Goldbleche, welches über einen inneren Kern von Holz gelegt ist. Die Höhe beträgt 28".
Der Stil des Ganzen und besonders das Profil des Kindes, die Behandlung der Gewänder
im engsten Anschluss an die Körperformen, wie dies besonders am Leibe des Jesukindes
ersichtlich ist, die eingesetzten Augen von Emaille in Nachahmung dieser Sitte der römischen
Kunst, machen diese Gruppe ebenso bedeutungsvoll wie interessant.53 Die Lippen bei den
Figuren sind roth colorirt. Die Krone der Madonna aus Goldblech, Filigran, Perlen und ge-
schnittenen Steinen dürfte etwas späterer Zeit angehören, während der mit Emaillen geschmückte
Nimbus des Kindes gleich alt sein wird. Den Sitz bildet ein viereckiges mit Goldblech beleg-
tes Tabouret ohne Lehne, welches auf 4 geraden Ständern ruht. Eine ganz späte Zuthat ist
das Brustschild des Kindes.
52. Sublac. Chronic. 938 apud Muratori XXIV. 927: Candelabra ex crystallo et auro. Carl der Grosse
trug eine Krystallcapsel: FIoss p. 21. Ludwig der Fromme erhielt Belicpiien in Krystalf: Anna-
les Fuld. ad an. 872. Leben Bernwards p. 14. In Gandersheim waren Kreuz und Reliquien-
gefässe von Krystall. Eralh: Ann. Quedlinb. p. 60. Meinwerk schenkte seiner Kirche in
Paderborn ausser anderen Kostbarkeiten Lapides cristallinos XXX. Vita Meinwerci (Ed.
Brower 1616) c. 52 p. 49.
53. Zwei ähnliche Madonnen aus getriebenem Goldbleche befinden sich in Hildesh. Kratz Taf. 10.