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Augußinerkloßer und -Kirche
mit der Unterfchrift „S.Th o mas Villanovanus Archiep. ord. Erem. S. Aug. muni-
ficentissimus pater pauperum“. Der Heilige fteht im bifchoflichen Ornate auf einer
Kirchentreppe und teilt Almofen aus. Beide Bilder in gleichem Rahmen wie die
Heiligenbilder. - Überfall eines A ug u ft in e r k 1 o ft e r s durch Räuber. Bild-
größe: H. 1,15 m, Br. 1,25 m. Rechts: das am Meere liegende Klofter, aus dem die
bereits eingedrungenen Räuber die Mönche vertreiben. Hier am Rande in vornehmer
Tracht der Führer (mit Schnauzbart, Türke?), eine Partifane in der Rechten. Er fchaut
zu, wie im Vordergrund die Mönche niedergemeßelt werden. Im Hindergrund flüchten
fleh Mönche auf ein Schiff. Als linker Abfchluß die abgebrochene Säule eines (antiken?)
Tempels. Links oben erßeheint auf Wolken der hl. Auguftinus, in jeder Hand ein Schwert
haltend. Um welches Klofter es fich handelt, konnte bis jeßt nicht ermittelt werden.
N a ch tr ag
Als zum einftigen Beftand des Auguftinerklofters gehörend ift wohl zu betrachten:
die Muttergottes vom Haufe Fuftftraße Nr. 7.
Literatur: Friedr. Schneider, Gefammelte Auffäße in „Kurmainzer Kunft“ L,
herausg. von Erwin Hensler, S. 128 ff. mit Abbildung (Abdruck aus Mzr. Journal 1900
Nr. 193). - E. Panofski, Deutfche Plaftik vom 11. bis 13. Jahrh., München 1924 S. 145
mit Abb. auf Tafel 90 a; hier auch frühere Literatur. - Photographifche Aufnahmen
von E. Neeb im Altertumsmufeum der Stadt Mainz.
Nach Schneider a. a. O. S. 129 ftand die Figur bis zum Jahre 1868 an der Außenfeite
der Auguftinerkirche, im Hofe eines Haufes der Himmelgaffe, wurde dann an der
Domkurie Fuftftraße Nr. 7 angebracht (hier jetjt ein Zementabguß) und kam 1925,
nachdem fie von der Jahrtaufendausftellung Köln 1925 zurückgekehrt war, in das
Dommufeum.1)
Material: Roter Sandftein, Höhe mit Fußplatte 1,72 m.- Faffung:im wefent-
lichen neu nach alten Reften. - Erhaltungszu ftand: Nur der äußere Rand des
von der rechten Hand herabfallenden Mantels ift unauffällig in Gips ergänzt. In der
rechten Hand hielt Maria einen jeßt abgebrochenen Gegenftand (Blume?), den fie
fpielend dem auf ihrem linken Arm zurüdegebeugt fißenden Jefuskind zeigt. Sonft ift
die Figur bis auf geringe Beftoßungen gut erhalten. Innerhalb der Höhlung der Rückfeite
ift ein Haken angebracht, woran fie (vielleicht fchon an ihrem urfprünglichen Standort
befeftigt war. - Zweifellos ftammt die Figur von der älteren Auguftinerkirdie, wo fie
wahrfcheinlich am Portal angebracht war. Diefe ältere Kirche ift um 1260 im Bau
(f. Regeft), ein Umftand, der für die Entftehungszeit der Figur als Anhaltspunkt
maßgebend fein könnte. Andererfeits wird die Figur jeßt fchon um 1240 angefeßt
(f. Otto Schmitt, Oberrheinifche Kunft 1928 S. 152 und H. Janßen, Deutfche Bildhauer
des 13. Jahrhunderts, Leipzig 1925 S. 204 ff., hier auch weiteres über die kunftge-
fchichtlichen Zufammenhänge). Im Stil fteht die Figur der Straßburger Querfchiffplaftik
und den Bamberger Skulpturen nahe, worauf Otto Schmitt im Städel-Jahrbuch II (1922)
S. 141 hinweift (f. auch die vorher angeführte Literatur). Ihr Meifter fcheint von
Weften her (franzöfifch) beeinflußt zu fein.
x) Bei ihrer jeßigen Aufhellung auf einem zu niedrigen Sockel kommt leider die Figur mit
ihrer monumentalen Wirkung nicht zur vollen Geltung. Sie verlangt einen Standort in der
Höhe des erften Stockes eines Haufes (vgl. den Abguß in der Fuftftraße) und ftünde überhaupt
beffer (und gut beleuchtet) im Innern des Domes an einem der füdlichen Seitenfchiffpfeiler,
wie f. Z. bei ihrer Rückkehr von der Kölner Ausftellung auch angeregt worden war.
Augußinerkloßer und -Kirche
mit der Unterfchrift „S.Th o mas Villanovanus Archiep. ord. Erem. S. Aug. muni-
ficentissimus pater pauperum“. Der Heilige fteht im bifchoflichen Ornate auf einer
Kirchentreppe und teilt Almofen aus. Beide Bilder in gleichem Rahmen wie die
Heiligenbilder. - Überfall eines A ug u ft in e r k 1 o ft e r s durch Räuber. Bild-
größe: H. 1,15 m, Br. 1,25 m. Rechts: das am Meere liegende Klofter, aus dem die
bereits eingedrungenen Räuber die Mönche vertreiben. Hier am Rande in vornehmer
Tracht der Führer (mit Schnauzbart, Türke?), eine Partifane in der Rechten. Er fchaut
zu, wie im Vordergrund die Mönche niedergemeßelt werden. Im Hindergrund flüchten
fleh Mönche auf ein Schiff. Als linker Abfchluß die abgebrochene Säule eines (antiken?)
Tempels. Links oben erßeheint auf Wolken der hl. Auguftinus, in jeder Hand ein Schwert
haltend. Um welches Klofter es fich handelt, konnte bis jeßt nicht ermittelt werden.
N a ch tr ag
Als zum einftigen Beftand des Auguftinerklofters gehörend ift wohl zu betrachten:
die Muttergottes vom Haufe Fuftftraße Nr. 7.
Literatur: Friedr. Schneider, Gefammelte Auffäße in „Kurmainzer Kunft“ L,
herausg. von Erwin Hensler, S. 128 ff. mit Abbildung (Abdruck aus Mzr. Journal 1900
Nr. 193). - E. Panofski, Deutfche Plaftik vom 11. bis 13. Jahrh., München 1924 S. 145
mit Abb. auf Tafel 90 a; hier auch frühere Literatur. - Photographifche Aufnahmen
von E. Neeb im Altertumsmufeum der Stadt Mainz.
Nach Schneider a. a. O. S. 129 ftand die Figur bis zum Jahre 1868 an der Außenfeite
der Auguftinerkirche, im Hofe eines Haufes der Himmelgaffe, wurde dann an der
Domkurie Fuftftraße Nr. 7 angebracht (hier jetjt ein Zementabguß) und kam 1925,
nachdem fie von der Jahrtaufendausftellung Köln 1925 zurückgekehrt war, in das
Dommufeum.1)
Material: Roter Sandftein, Höhe mit Fußplatte 1,72 m.- Faffung:im wefent-
lichen neu nach alten Reften. - Erhaltungszu ftand: Nur der äußere Rand des
von der rechten Hand herabfallenden Mantels ift unauffällig in Gips ergänzt. In der
rechten Hand hielt Maria einen jeßt abgebrochenen Gegenftand (Blume?), den fie
fpielend dem auf ihrem linken Arm zurüdegebeugt fißenden Jefuskind zeigt. Sonft ift
die Figur bis auf geringe Beftoßungen gut erhalten. Innerhalb der Höhlung der Rückfeite
ift ein Haken angebracht, woran fie (vielleicht fchon an ihrem urfprünglichen Standort
befeftigt war. - Zweifellos ftammt die Figur von der älteren Auguftinerkirdie, wo fie
wahrfcheinlich am Portal angebracht war. Diefe ältere Kirche ift um 1260 im Bau
(f. Regeft), ein Umftand, der für die Entftehungszeit der Figur als Anhaltspunkt
maßgebend fein könnte. Andererfeits wird die Figur jeßt fchon um 1240 angefeßt
(f. Otto Schmitt, Oberrheinifche Kunft 1928 S. 152 und H. Janßen, Deutfche Bildhauer
des 13. Jahrhunderts, Leipzig 1925 S. 204 ff., hier auch weiteres über die kunftge-
fchichtlichen Zufammenhänge). Im Stil fteht die Figur der Straßburger Querfchiffplaftik
und den Bamberger Skulpturen nahe, worauf Otto Schmitt im Städel-Jahrbuch II (1922)
S. 141 hinweift (f. auch die vorher angeführte Literatur). Ihr Meifter fcheint von
Weften her (franzöfifch) beeinflußt zu fein.
x) Bei ihrer jeßigen Aufhellung auf einem zu niedrigen Sockel kommt leider die Figur mit
ihrer monumentalen Wirkung nicht zur vollen Geltung. Sie verlangt einen Standort in der
Höhe des erften Stockes eines Haufes (vgl. den Abguß in der Fuftftraße) und ftünde überhaupt
beffer (und gut beleuchtet) im Innern des Domes an einem der füdlichen Seitenfchiffpfeiler,
wie f. Z. bei ihrer Rückkehr von der Kölner Ausftellung auch angeregt worden war.