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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0035
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vor. Bei dem Kronleuchter Süderende I von 1677 steht oben ein Engel (des Gerichts) 221
mit Schwert und Palmzweig.
Am Leuchter Keitum III 1683 findet sich ein Meisterzeichen. Erwähnenswert
sind die Zierarme der undatierten Westerländer Krone mit flöteblasenden Grotesk-
figuren (vgl. Drelsdorf 1687) und die als Löwen mit seitlich angesetzten Flügeln ge-
bildeten Zierarme der Krone von 1702 in Süderende (II). Bei dem letztgenannten Stück
sind am inneren Ende der Lichtarme Pferdeköpfe angebracht.
Ein spätes Stück in dieser Reihe ist die Krone von Morsum von 1713, in allen Einzel-
formen eigenwillig durchgeformt, von prunkvoller Gesamterscheinung.
Einer besonderen, im Kreise sonst nicht vertretenen Gruppe gehört der 1750 gestiftete 220
Kronleuchter von Niebüll an: im ganzen feingliedrig und durchsichtig, mit wenig
Überschneidungen. Seine zweimal sechs Lichtarme steigen an, seine Zierarme sind flache
Voluten mit gravierten Köpfen. Bemerkenswert ist auch der plastische sitzende Löwe
unterm Doppeladler und die an den unteren Armen hängenden, z. T. mit Hausmarken
bezeichneten Messingringe, die auch in Welt (Eiderstedt) undatiert und Broacker (Son-
derburg) 1779 vorkommen.
1810 wurde für die Kirche in Stedesand ein Kronleuchter aus farbigem Glase gestiftet, 223
der noch erhalten ist.
Glocken
Erhalten sind vier undatierte Glocken und elf datierte aus der Zeit bis 1866: zwei
aus dem 16., fünf aus dem 18. und vier aus dem 19. Jahrhundert.
Von besonderem Interesse ist die romanische Glocke in Karlum durch ihre alter- 248
tümlich schlanke Form und ihre Gießzeichen. Die drei übrigen ohne Jahreszahl in
Nieblum, Klanxbüll und Westerland sind ohne Inschriften und Zeichen; eine 246, 249
Frieszone oben am Hals wird in Nieblum von einfachen, in Klanxbüll und Westerland
von doppelten dünnen Wulsten eingefaßt. Mittelalterlich dürfte jedenfalls die Nieblumer
sein.
Die spätgotische Glocke in Stedesand (1512, Klinghe) und die noch ganz im
spätgotischen Charakter gehaltene in Dagebüll (1584, Lucas) haben Minuskelin-
schriften, letztere ist außerdem noch, abgesehen von Friesen, mit zwei großen
Medaillons geschmückt.
Außer Blatt- und Lambrequinfriesen zeigen die beiden Glocken von Armowitz in
Neukirchen (1758) und Rodenäs (1753) noch Denkmünzen und Naturblätter bzw. 247
Engelsköpfe. Blattfriese finden sich auch an der Morsumer Glocke von 1767 (Bieber).
Die Inschriften sind bei diesen Glocken des 18. Jahrhunderts und den folgenden Bei-
spielen in Antiqua-Capitale gehalten. Reiches Rocaillewerk, Gehänge und ein Relief
des St. Nicolaus zeigt die Boldixumer Glocke von 1767 (B. J. Beseler), die Risumer
Glocke des gleichen Meisters von 1768 ist einfacher.
Von den vier Glocken des 19. Jahrhunderts, von B. C. Beseler (Deezbüll 1812)
und J. F. Beseler (Lindholm 1835, Medelby 1846 und Humptrup 1862)
haben zwei das Königsmonogramm, drei das SOLI DEO GLORIA (wie schon
Boldixum).
 
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