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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0037
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33

Die Grabsteine auf den drei Föhringer Kirchhöfen
(B = Boldixum, N = Nieblum, L = S. Laurentii, Süderende.)
Im 17. Jahrhundert kommen Grabplatten vor, die von denen des Festlandes in der
Form nicht abweichen. Ein besonderes Stück allerdings ist der Stein B 35 von 1604 mit 260
der großen Hochrelieffigur der Verstorbenen in Zeittracht.
Der berühmte Stein des glücklichen Matthias (1706, L 8) mit auch sonst vorkommen- 268
dem Wappenmedaillon im Rund ist ein Übergang von der Platte zur Stele insofern, als
seine oberen Ecken eine Abrundung zeigen.
Die erste ausgesprochene Stele, ein Stein also, der von vornherein aufrecht aufge-
stellt werden sollte, ist der Grabstein B 87 von 1707. Bei ihm besteht der besonders
ausgestaltete obere Abschluß aus einem großen Halbkreis zwischen abgesetzten Kehlen.
In diesem Falle ist der Abschluß als ein einheitliches Feld aufgefaßt und mit dem Relief
einer Kuff ausgefüllt.
Von gleicher Hand die Stele B 103 (1723) mit Darstellung der Mutter mit zwei Kindern
auf gerauhtem Grund.
Anzuschließen sind Stele N 93 mit großem Engelkopf und Stele L 14 mit Gruppe
der drei Kardinaltugenden in einem Bildfelde, mit geschwungenem unteren Abschluß.
Bei diesen beiden Steinen bildet eine Hohlkehle den Übergang vom Rande zur Bild-
fläche.
Geschaffen wurde dieser Typ aber zweifellos für die Einfügung eines Rund-
medaillons, wie es in zahlreichen Beispielen von 1715—1745 festzustellen ist.
Die Reliefs stellen dar: Biblische Szenen (Kreuzgruppe, Auferstehung, Jacob ringt
mit dem Engel), Allegorien (Caritas, Hoffnungsanker, Justitia und Spes), ferner „die
Krone des Lebens" und Engelkopf. Eine besondere allegorische Szene zeigt L 11. Die
Verstorbene wird von Jesus empfangen, trotz des Einspruchs von Gesetz (Moses), Tod
und Teufel (Satyr). Schließlich kommt die Darstellung von Schiffen vor: die Kuff oder
Smagg (mit einem Hauptmast und einem kleineren Mast am Heck) und das Voll-
schiff (Dreimaster).
Eine Sonderstellung nimmt der Stein B 117 von 1720 ein, der Ovalmedaillons mit
Jacobs Traum von der Himmelsleiter und Jacobs Kampf mit dem Engel zeigt. Hier
geht der runde Abschluß des Medaillons ohne Absetzung in die Kehle über, eine Form,
die schon 1711 bei B 28 (großer Engelskopf) vorkommt.
Unter diesen Steinen lassen sich verschiedene als Arbeiten der gleichen Hand
feststellen.
I. Stele B 28 1711 und Platte B 24 1710.
2. Platte N 84 1709, Platte N 37 1713, Stelen B 110 1715, B 78 um 1715, N 118 1724,
B 95 1725, B 124 um 1725. Klare Form der Stele mit Rundmedaillon, Flachranke,
dekorative Flächenfüllung und gute, großzügige Durcharbeitung des Figürlichen.
3. Stele B 96 1730 und Platte N 128 1715. Breite Schrift, flache Lorbeermedaillons,
abhängig von Meister 2.
4. Platte B 29 1716, Stelen B 116 1718, B 85 1727, B 50 1729. Verwandt Meister 2,
derbere Durchführung, Antiqua etwas geneigt, in den Zwickeln Wirbel von drei Akan-
thusblättern.
 
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