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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0052
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Aventoft

Die festgemachten Flügel 1888 gelöst. Die Außenseiten der Innenflügel zeigen Reste
von je zwei etwa quadratischen spätgotischen Bildern; so ist auf dem linken Flügel unten
die Handwaschung Pilati erkennbar. Erhalten ist: Schüssel auf vierbeinigem Schemel,
der darüber gehaltene Krug, Hände und Arme des Pilatus, ein Teil seines Kopfes mit
einer Art Diadem im Haar; der Kopf Christi, ein Kriegsknecht mit taftblauem Brust-
panzer, goldener Schienenpanzerhose bis zum Knie, blutroten Beinen, schuppen-
gepanzertem goldenen linken Arm; ferner die Spitze seines Spießes u. a. m.
Diese Außenseiten der Innenflügel wurden in der Renaissancezeit (um 1600) übermalt
mit stehenden Figuren unter Rundbogen: Links Christus (SALVATOR MVNDI) mit
eckigem Glorienschein, in der Linken Weltkugel mit Kreuz, die Rechte segnend
erhoben; rechts Johannes der Täufer (S. IOHANNES) mit Buch, die Rechte segnend
erhoben.
Die Innenseiten der Außenflügel zeigen zwei entsprechende weitere Figuren: Links
Moses (MOISES PROVETE) mit den Gesetzestafeln, rechts David (KONNING
DAVID), Harfe spielend. Graue und braune Farben auf gelbem Grund.
Auf der Rückseite des Mittelschreins eingeschnittene Namen, u. a. HARMEN GIE-
SENBIER 1650, Lucas Amd, Paul Widow.
Altargitter, Gußeisen, von 1851.
93 Marienaltar: Links neben dem Hauptaltar an der Ostwand hoch oben angebracht.
Triptychon, gute Arbeit des Imperialissima-Meisters, Anfang des 16. Jahrhunderts,
Eiche, braun überstrichen, Spuren der alten Bemalung. Mittelschrein 115 X 100 X 20 cm,
Tiefe der Flügel 12 cm (Vgl. Matthaei, Holzplastik S. 112 f. Tf. 20, 58).
Im Mittelschrein Mondsichel-Maria, das nackte Kind auf dem rechten Arm tragend.
Die linke Hand hatte wohl ursprünglich ein Zepter gehalten. Der Mantel wird auf der
Brust durch verziertes Band zwischen zwei Schließen zusammengehalten. Der ge-
krönte, von lang herabwallendem Haar umsäumte, auffallend kleine Kopf ist nach
unten geneigt. Beiderseits Gruppen betender Menschen, links geistliche Fürsten (Papst,
Bischof, Kardinal) und Mönch, rechts Kaiser und König, weitere Figuren fehlen viel-
leicht. Schleier: korbbogenförmiger Ast mit lebendig bewegtem Blattwerk, das die
Zwickel ausfüllt.
Flügel mit je zwei Szenen der Kindheitsgeschichte Jesu. Links oben Verkündigung
(in entfernter Anlehnung an die Rogersche Komposition): der Engel nimmt mit der
Linken den herabgelassenen Vorhang des Bettbaldachins zurück. Unten Anbetung der
Könige: das Christkind greift nach den Goldstücken des vom ältesten König dar-
gebotenen Kastens. Rechts oben Geburt, symmetrische Komposition: Maria, das am
Boden auf einem Gewandzipfel liegende Kind anbetend, Joseph ebenfalls knieend
schützt die Kerze vor Zugluft (vgl. Roger). Den hinteren Abschluß bildet eine von drei
Engeln gehaltene Draperie.
Rechts unten: Darstellung im Tempel. Ebenfalls annähernd symmetrische Kompo-
sition. Schleier fehlen.
94 Margaretenaltar: Als Gegenstück zum vorigen, südlich vom Hauptaltar hängend.
Gute Arbeit um 1500 (Imperialissima-Meister, s. u.). Eiche, überstrichen, in den Flügeln
noch blauer Hintergrund erkennbar. Triptychon. Mittelschrein H. 115, Br. 77, T. 21,5 cm.
Tiefe der Flügel 7,5 cm (Vgl. Matthaei, Holzplastik S. in ff. Tf. 19, 53).
 
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