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Brauer, Heinrich; Scheffler, Wolfgang; Weber, Hans
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (3): Die Kunstdenkmäler des Kreises Südtöndern — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66538#0051
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Aventoft

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Linie des in der Mitte und an den Seiten abgesetzten Giebels ist wenig geschwungen.
Früher waren Knäufe vorhanden. Sonnenuhr, mit Sonne und Ranke, bezeichnet 252
Ao. 1759 (1750?), derb bemalt.
Turm: Ein hölzerner Glockenturm stand bis 1912 im Südwesten (Abb. Haupt V,
S. 216). Acht Ständer, „ Schwalengang" mit vier Bogen an jeder Seite, geknicktes acht-
seitiges Zeltdach durch Kopfbänder unterstützt.
Westturm, aus Backsteinen, mit hohem schiefergedeckten Helm über Giebeln.
Maueranker: 1911.
Im Pastoratsarchiv Schieferdeckerher^, aus drei Schieferplatten zusammengesetzt,
mit Inschrift: „An die hochlöbliche Kirchengemeinde Aventoft. Mit Gunsterlaubnis!
Dieß ist der letzte Stein, der will auch hoch geehret sein. Wier Schieferdecker glauben
alle daran, daß dießer Stein nicht festliegen kann, ohne der Gemeinde beehring sollten
Sie sich daran ergötzen, so geben Sie nach Bauherrns Wille ein Trinkgeld fein, dann soll
der Turm bald dicht und fertig sein. Mit Gunst. Nach Handwerksgebrauch und Ge-
wohnheit. Im August 1911."
AUSSTATTUNG. Hauptaltar: Der alte aus Backstein gemauerte Stipes ist vorn und 98
oben mit Holz verkleidet. Der spätgotische fünfteilige Altaraufsatz vom Anfang des
16. Jahrhunderts hat neueren Ölfarbenanstrich.
Predella mit vertieftem Fach in der Mitte (H. 41, Br. 38, T. 17,5 cm), darin Gruppe 100
der Anna selbdritt. Das auf dem Schoß der Anna sitzende Kind greift nach den Früchten,
die Maria ihm auf einer Schüssel darbietet. Beiderseits die in Frakturschrift gemalten
Einsetzungsworte des Abendmahls.
Im Mittelschrein eine figurenreiche Kreuzigung (H. 193, Br. 153, T. 31,5 cm). Von
unten nach oben Figuren in zwei Zonen übereinander aus vier Holzblöcken geschnitzt.
Ganz links schmaler Block mit zwei Schergen, von denen der eine die Zunge heraus-
streckt, dann nach rechts in der unteren Zone: Ohnmacht Mariae, sieben Reiter und sich
balgende Kriegsknechte. In der oberen Zone sieben weitere Reiter, unter ihnen Lon-
ginus und sein Diener und drei Fußgänger. Darüber drei Szenen: Kreuztragung,
Kreuznagelung mit Titulusschreiber und Grablegung; zwei Köpfe sind abgeschlagen und
durch Bemalung angedeutet. In der oberen Hälfte in der Mitte Christus am Kreuz
(Zipfel des Lendentuches abgebrochen), von zwei kelchhaltenden Engeln umschwebt.
Von den beiden Schächern der linke mit gesenktem Kopf, der rechte mit flammendem
Haar und erhobenem verquälten Gesicht. Die Figuren mit schmalen Köpfen und langen
geraden Nasen von lahmem Ausdruck. Schleier mit reich verschlungenem Dornen-
rankenwerk in zwei Abschnitten.
Auf der Rückseite der Flügel ausgehöhlte Statuetten der zwölf Apostel. Im linken
Flügel oben Jacobus minor, Petrus und Paulus, unten Philippus, Andreas und Matthias.
Im rechten sind oben Johannes und Judas Thaddäus, unten Simon und Jacobus major
erkennbar. Der Kopf des letzten Apostels der unteren Reihe ist später derb ergänzt
(Volkskunst.) Schleier fehlen in den Flügeln.
Der Altar hat eine über die Flügel übergreifende Bekrönung in Aussägearbeit; sie ist
bemalt mit reichem Rankenwerk und einer Schriftkartusche mit dem Spruch: Gott
allein die Ehre. Späteres 17. Jahrhundert.
 
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