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Oberdieck, Gustav; Rohling, Ludwig; Seeger, Joachim; Perseke, Helmut
Die Kunstdenkmäler der Provinz Schleswig-Holstein (Band 4): Die Kunstdenkmäler des Kreises Eiderstedt — Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.66539#0223
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Tönning

219

N r. 13. Landratsamt. Zweigeschossiger spätklassizistischer Bau von 1845 mit Dreiecks-
giebel, auf dem Giebelfirst Justitiafigur.
Nr. ig. Eh emalige Kommandantur. Kaufhaus Ohrt. Erbaut unter dem dritten
und letzten Kommandanten der Festung Tönning Zacharias de Wulff (1703—1714), zwei-
geschossiges Haus. Nach älterer Zeichnung im Provinzial-Konservator-Archiv ein zwei-
geschossiges Traufenhaus mit Fensterachsen und Zwerchgiebelausbau. Erster Umbau 1903
(Veränderung der Front, neues Dach), zweiter Umbau 1929 (Ladeneinbau im Erdgeschoß).
Bei dieser Gelegenheit wurde die wertvolle Stuckdecke (um 1640) in das Tönninger 184, 185
Museum überführt. Geräumiges, zweigeschossiges Treppenhaus mit umlaufender Galerie.
In den nördlichen Räumen des Obergeschosses weitere schlichtere Stuckdecken der
gleichen Zeit erhalten. Dort auch eine sehr schöne, zweiflüglige klassizistische Tür. Ein
rückwärtiger Raum im Obergeschoß diente als Arrestlokal (an der Tür eiserne Riegel und
Öffnung zum Durchreichen der Speisen).
Die Stuckdecke im Museum, angeblich aus Lüneburger Kalk und Lehm (L. ca. 480,
Br. ca. 430 cm), zeigt in der Mitte oktogonale Kassette mit Relief „Perseus und Andromeda“,
in den Ecken die vier Jahreszeiten als Putten in ovalen Rahmen, an den Längsseiten schwere,
fast vollplastische Fruchtgirlanden in Rahmen, Zwischenräume mit phantasievollem Ohr-
muschelwerk, Vögeln, Blumen und Putten gefüllt.
Auf der nördlichen Hälfte des Platzes steht der schöne steinerne Marktbrunnen, der
1613 angelegt worden ist. Das oktogonale Becken ist an den acht Seiten mit Reliefs im 177
Knorpelstil und Mittelmedaillons mit grotesken Masken geziert. Über zwei hohen, ge-
kreuzten Bögen, die den Eimerzug trugen, findet sich eine schön geschmiedete Ranken-
bekrönung.
NEUSTRASSE. Südseite zwischen Markt und Schleusenstraße:
Nur an der Südseite dieser Straße haben sich noch ältere Giebelfronten erhalten, bei der
Nordseite haben die Witterungseinflüsse wohl stärker zerstörend gewirkt.
Nr. 4. Zweistöckiges Traufenhaus mit sieben durch Pilaster unterteilten Achsen, horizon-
tal durchlaufendes Gesimsband, an den Ecken Bossenquader. In diese überformte Fassade
ist eine alte Inschrifttafel eingelassen (erhabene Kapitale): „DER SEGEN DES HERN
IN DIESEM HAVS VND MIT ALLEN DIE DA GEHEN EIN VND AVS. ANNO
DOMINI 1591. ASM. MOLDENIT ANA MOLDENITS.“
Nr. 8. Einstöckiges Giebelhaus, Front überformt, ein ausgebautes Giebelgeschoß, neun-
fach gestaffelter Giebel mit Spieß und Ulenloch.
Nr. 10. Ehemaliges Stationsgebäude der Fahrenden Post. Getreidehandlung Tiedemann;
zweistöckiges Giebelhaus, Frontseite stark überformt um 1920 (Zementverputz), ehemals
(nach altem Photo) sechsfach getreppter Giebel mit Halbkreisschluß, je drei Fensterachsen
im Obergeschoß und im ersten Giebelgeschoß, über den seitlichen Fenstern des ersten
Obergeschosses Halbkreisblenden, drei horizontale Gesimse im Giebel, in den zwei oberen
Giebelgeschossen kleine Fenster, das oberste heute vermauert, Zahlenanker 1666 und Zier-
anker. Rückseitiger Giebel noch erhalten mit zwei Reihen von je drei rundbogigen Luken
und zwei horizontalen Gesimsen. An der westlichen Seite hübsche, doppelflüglige Em-
piretür, im Treppenhaus Geländer mit Gitterwerk, im ersten Stock niedrige Abseiten- 187
türen (Rokokofüllungen). Im Hof Pferdestall mit Kutscherstube und eine Dunggrube.
 
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