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Kees, Hermann
Ägyptische Kunst — Jedermanns Bücherei: Breslau: Hirt, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.67249#0064
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SIEBENTER ABSCHNITT

Die Ramessidenzeit
Die Werke aus der Zeit des Tutanchamun und Haremheb ent-
halten wichtige Belegstücke, welche Werte die Kunst aus der
Teil Amarnazeit als bleibendes Gut übernommen hat. Es läßt sich
deutlich das Einlenken in die Kunstrichtung der letzten Ameno-
phiszeit erkennen, und zwar gleichgültig, ob es sich um mem-
phitische Arbeit handelt, wie beim Grab und der Hockfigur des
Haremheb (Abb. 37), oder thebanische. Gegenüber der oft un-
sauberen und flüchtigen Ausführung der Teil Amarna-Reliefs über-
rascht das abgebildete, in Bologna befindliche Stück aus dem
Haremhebgrab (Abb. 36) durch die der Amenophiszeit gleiche
blendende technische Glattheit, die nun bis in die Zeit Ramses II.
herrschend bleibt. Es zeigt in der Schilderung des bunten Treibens
des Militärlagers alle darstellerischen Vorzüge der verflossenen
Zeit: eleganten Schwung im galoppierenden Pferd, in dessen un-
natürlicher Haltung der Hinterbeine auch noch Reste überwun-
dener Manier stecken, das mühsame Schleppen des Schiffes durch
prächtige vielseitige Trägerfiguren veranschaulicht, Zusammen-
drängen von Massen auf wenige kompakte Gruppen, während
sonst lose Einzelfiguren herrschen, dabei auch beachtenswert die
freie Verwendung der gewellten Geländelinien in Ausführung der
bereits in Jagdbildern des Mittleren Reiches gefundenen Auflösung
der Darstellungsstreifen. Allerdings wagt man auch jetzt nur die
Loslösung einer beschränkten Anzahl meist kleinerer Nebenfiguren
von jeder Standlinie.
Die Sitzfigur des Haremheb dagegen (Abb. 37) ist vielleicht
neben dem alten) Wesir Amenophis aus der Zeit Amenophis III. die
vollendeste Ausbildung des Schreibertypus, mancherlei bekannte
Mittel der Charakteristik sind uns vertraut, die starke Unterschnei-
dung der Augen, schmale Backen, im leise gebeugten Körper kul-
tivierte Schlankheit, verbunden mit weicher Lässigkeit des schwel-
 
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