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Kekulé von Stradonitz, Reinhard [Hrsg.]; Otto, Ludwig [Hrsg.]
Griechische Thonfiguren aus Tanagra — Stuttgart, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.6503#0002
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eit der Wiederaufdeckung von Pompeji und Herculanum haben Ausgrabungen in dem Bereiche

w^J der Culturwelt des classischen Alterthums nicht mehr einen gleichen Reichthum an Schönheit
und unerwarteten Aufschluss über die Höhe und Ausbreitung des antiken Kunstlebens gewährt,
nicht mehr ein gleich lebhaftes Interesse in den weitesten Kreisen von Künstlern, Kunstfreunden und
Gelehrten erregt, wie die neuen Funde in Tanagra. Sie versprechen als Muster Und Anregung
für die moderne Kunstindustrie in ähnlicher Weise epochemachend zu werden, wie die pompejanischen
Bilder für das moderne Dekorationssystem epochemachend gewesen sind.

Damals hat man zuerst aus einer grösseren Masse von Beispielen lernen können, wie antike
Malerei und malerische Dekoration und Ornamentik aussah. Die Aufdeckung der Gräber von Tanagra
hat zum ersten Male der modernen Welt vor Augen gestellt, was antike polychrome Skulptur war;
und- während die pompejanischen Gemälde der römischen Kaiserzeit angehören, sind die Statuetten aus
Tanagra Originale aus der Epoche Alexanders des Grossen. Diejenigen unter denselben,
welche sorgfältig ausgeführt und gut erhalten sind, sind Gestalten von so ausserordentlicher Schönheit
der Erscheinung in Form, Haltung, Gewandmotiven und Färbung, dass sie jeden Beschauer unwider-
stehlich zur lebhaftesten Bewunderung hinreissen.

Die Publikation, deren wissenschaftlicher Werth dadurch verbürgt wird, dass sie von der Central-
direktiön des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts zu Berlin, Rom und Athen
ausgeht, bietet eine Auswahl der schönsten und charakteristischsten tanagräischen Mädchengestalten
und Amoretten, welche in den grossen öffentlichen Museen und Privatsammlungen vorhanden sind.
Die Zeichnungen und Aquarelle sind nach den Originalen selbst von dem Historienmaler Herrn
Ludwig Otto in vollkommenster Weise ausgeführt worden; die vorzüglich schönen und gelungenen
Radirungen von Herrn J. F. Deininger in München, gedruckt bei A. Salmon Sr- in Paris, die poly-
chromen Drucke endlich sind von dem Königlichen Hofkunstinstitut des Herrn Otto Troitzsch in
Berlin hergestellt worden; sie dürfen — in derselben Weise wie die Hildebrand'schen Landschafts-
bilder —>■ als Meisterwerke technischer Reproduktion bezeichnet werden und sind von den
höchsten Autoritäten als solche anerkannt.

Der Text giebt in allgemein verständlicher Form das für die Kenntniss und Beurtheilung der
ganzen Gattung Nothwendige. Er ist für die Fachmänner dadurch, dass in ihm zum ersten Male
Fundberichte von Augenzeugen bei den Ausgrabungen in Tanagra mitgetheilt werden, besonders
werth voll.

Herbst 1877.

Die Verlagshandlung :
W. SPEMANN in STUTTGART.
 
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