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nicht, warum Bis.s und Umschnürnng gerade diese und nicht
eine andere Gesamtbewegung des Körpers hervorrufen; bei dem
Giganten ist sie begreiflich und notwendig: Athena reisst ihn
an den Haaren rückwärts nieder.
Das Verhältniss der Laokoongruppe zum Fries von Pergamon
wird noch weiter verdeutlicht durch die Vergleichung, welche
zwischen dem Kopte des Laokoon mit einem besonders gut er-
haltenen bärtigen Gigantenkopf möglich ist1).
Die Grundformen des Gesichts, aus denen die Zeichnung
und Modellirung der Einzelformen und damit zugleich Empfindung
und Ausdruck erwachsen oder herausgeholt sind, sind in den
beiden Köpfen im wesentlichen gleich. Es erhellt dies aus jeder
Betrachtung die man anstellt, an den Gesichtsteilen und ihrem
Verhältniss zu einander, an der Führung des Gesamtumrisses in
der Vorderansicht und an der Umgrenzung desselben durch Haar
und Bart, wie am Profil in den Hauptformen von Stirn, Nase
und Mund. Haar und Bart sind ganz gleichartig angewachsen
und verteilt; ganz gleichartig umrahmt der Schnurrbart den
schmerzlich geöffneten Mund. Bis ins einzelne hinein lässt sich
die Entsprechung der Formen verfolgen: an den Augenhöhlen
und Augen, an den AVangen, am Mund. Sogar das kleine Haar-
löckchen in der Stirn über dem rechten Auge des Giganten kehrt
etwas anders gezeichnet bei dem Laokoon wieder. Auch alle
Ausdrucksmittel sind fast gleich oder doch sehr ähnlich; die
Kalten oben auf der Stirn und zwischen den Augenbrauen, die
Bewegung des Mundes. Einen fühlbaren Unterschied ergibt die
Verschiedenheit des Masses, aber noch weit fühlbarer ist die Ver-
schiedenheit der Durchführung. Beim Laokoon ist ein weit
') Es ist der in Abgüssen bereits verbreitete Kopf des Giganten, welcher gegen
Qekate kämpft, in der kleinen „Beschreibung der pergamenischen Bildwerke" 5. Aull.
(1882) S. 11, C. — Um die Vergleichung mit dem Laokoonkopf vorzunehmen, mttSS
man diesen etwas steiler und gerader stellen, den Gigantenkopf mehr in die Vorder-
ansicht rücken, ähnlich etwa wie dies auf unseren Tafeln geschehen ist. Es ist ganz
lehrreich bei einem Vergleich der Abgüsse auch noch den Ahrenbergischen Kopf da-
neben zu stellen, über dessen modernen Ursprung, m. E., gar kein Zweifel möglich ist.
nicht, warum Bis.s und Umschnürnng gerade diese und nicht
eine andere Gesamtbewegung des Körpers hervorrufen; bei dem
Giganten ist sie begreiflich und notwendig: Athena reisst ihn
an den Haaren rückwärts nieder.
Das Verhältniss der Laokoongruppe zum Fries von Pergamon
wird noch weiter verdeutlicht durch die Vergleichung, welche
zwischen dem Kopte des Laokoon mit einem besonders gut er-
haltenen bärtigen Gigantenkopf möglich ist1).
Die Grundformen des Gesichts, aus denen die Zeichnung
und Modellirung der Einzelformen und damit zugleich Empfindung
und Ausdruck erwachsen oder herausgeholt sind, sind in den
beiden Köpfen im wesentlichen gleich. Es erhellt dies aus jeder
Betrachtung die man anstellt, an den Gesichtsteilen und ihrem
Verhältniss zu einander, an der Führung des Gesamtumrisses in
der Vorderansicht und an der Umgrenzung desselben durch Haar
und Bart, wie am Profil in den Hauptformen von Stirn, Nase
und Mund. Haar und Bart sind ganz gleichartig angewachsen
und verteilt; ganz gleichartig umrahmt der Schnurrbart den
schmerzlich geöffneten Mund. Bis ins einzelne hinein lässt sich
die Entsprechung der Formen verfolgen: an den Augenhöhlen
und Augen, an den AVangen, am Mund. Sogar das kleine Haar-
löckchen in der Stirn über dem rechten Auge des Giganten kehrt
etwas anders gezeichnet bei dem Laokoon wieder. Auch alle
Ausdrucksmittel sind fast gleich oder doch sehr ähnlich; die
Kalten oben auf der Stirn und zwischen den Augenbrauen, die
Bewegung des Mundes. Einen fühlbaren Unterschied ergibt die
Verschiedenheit des Masses, aber noch weit fühlbarer ist die Ver-
schiedenheit der Durchführung. Beim Laokoon ist ein weit
') Es ist der in Abgüssen bereits verbreitete Kopf des Giganten, welcher gegen
Qekate kämpft, in der kleinen „Beschreibung der pergamenischen Bildwerke" 5. Aull.
(1882) S. 11, C. — Um die Vergleichung mit dem Laokoonkopf vorzunehmen, mttSS
man diesen etwas steiler und gerader stellen, den Gigantenkopf mehr in die Vorder-
ansicht rücken, ähnlich etwa wie dies auf unseren Tafeln geschehen ist. Es ist ganz
lehrreich bei einem Vergleich der Abgüsse auch noch den Ahrenbergischen Kopf da-
neben zu stellen, über dessen modernen Ursprung, m. E., gar kein Zweifel möglich ist.